Existential

"El Existential" ist kein Salsa-Album, diese Bezeichnung wäre einfach zu reduziert. Die US-Latino-Band aus Austin, Texas kann mehr. Trotzdem schimmert die Salsa durch jeden Song. Doch die Grupo Fantasma, die sich seit zehn Jahren im ständigen musikalischen Wandel befindet, bastardisiert, hybridisiert die knackige Salsa-Basis mit vielen anderen Genres. Zum Beispiel mit Cumbia, der bis zur Polyrhythmie beigemengt wird ("La Conozco", "Hijo"), mit Valenato, immer und immer wieder mit Jazz ("Sacatelo Bailando", "El Consejo"), sie knattern superexakte Earth-Wind-and-Fire-Bläser dazwischen, Shaft-Reminiszenzen ("Arana Cuna"), nutzen Bigbandsounds, Bolero, Guajira oder Son.

Die Band integriert funky Wahwah-Sounds in die Gitarre von Adrian Quesada und lässt das Vibrafon wabern, sodass man sich in der südamerikanischen Version von "Pulp Fiction" wähnt, tackert im langsamen Funk-Beat ("Telarana"), haut Psychedelisches dazwischen oder lässt die Salsapuppen im hakenden Rockrhythmus tanzen ("Calor").

Traditionelles ("Reconciliar") und Vintage-Balladen wie "Juan Tenorio", wechseln sich ab mit einem quirligen Stilmix bis hin zu avantgardistisch schrägen Tönen ("25"). Eines muss man der Kapelle lassen: Die Grupo Fantasma sorgt für Abwechslung - auch was die Gäste betrifft (Larry Harlow, Curt Kirkwood von den Meat Puppets u.a.).

Was Shantel für den Balkan, ist die Grupo Fantasma für die Latinomusik.