Stars seines Kalibers hat Deutschland nur wenige. Und es ist zwar mehr als beachtlich, dass Herbert Grönemeyer es schafft, Stadiontouren auszuverkaufen und regelmäßig mit seinen Alben Vielfach-Platin einzuheimsen. Fast noch bemerkenswerter ist jedoch, dass der in Bochum gebürtige Musiker nie um musikalische Innovation verlegen war, seiner unbedingten künstlerischen Unabhängigkeit stets Vorrang einräumte. "Was muss muss", Grönemeyers erstes Best-Of-Album, macht einmal mehr klar, warum er Deutschlands wichtigster Solo-Künstler ist. Und nicht Westernhagen, Heinz Rudolf Kunze oder Peter Maffay. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Ganz genau einordnen konnte man ihn zu Beginn seiner Karriere in den 80er-Jahren schon nicht. Obwohl durchaus politisch engagiert, war die Schublade Liedermacher zu eng, die Bezeichnung Deutsch-Rocker auch nur passend, wenn Grönemeyer den ehrlichen Malocher aus dem Pott gab. Denn dass seine Songs nicht an den Rändern des Ruhrgebiets halt machen, bewies spätestens das 84er-Erfolgsalbum "Bochum". Diverse Veröffentlichungen mit englischsprachigen Versionen seiner Hits und die Techno- und Trance-Experimente des Remix-Albums "Cosmic Chaos" zeigten, dass Grönemeyer stets musikalisch und textlich bereit war, einen Schritt weiter zu gehen.
"Was muss muss" bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Den Sprechgesangspart auf der neuen Single "Glück" kann man fast schon als gelungenen Ausflug in HipHop-Gefilde bezeichnen, das zweite neue Stück "Will I Ever Learn" ist ein Vorgeschmack auf das erste rein englischsprachige Album Grönemeyers, das 2009 erscheinen soll. Der Rest sind 34 Hits, die fast 30 Jahre Karriere umspannen: von der skurrilen Ode an die "Currywurst", der immer noch aktuellen Diskussion um ein neues "Männer"-Bild, über den experimentellen Flirt mit elektronischen Mitteln bei "Bleibt alles anders" bis hin zum zeitlos-weisen Pop der Hymne "Mensch".
Sein wahrscheinlich größter Hit steht nicht nur am Anfang des Doppelalbums, sondern macht auch einen weiteren Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen deutlich. Denn während sich die Rockbeamten Kunze, Maffay und Co. - aus verständlichen Gründen - für eine Deutsch-Quote im Radio stark machten, bezeichnete Grönemeyer die damalige Diskussion im "Rolling Stone" als "völlig affig" und "bescheuert". Und auch ohne protektionistische und deutschtümelnde Maßnahmen lief "Mensch" im Radio rauf und runter. Grönemeyers Musik hat eben das Kaliber, sich auch so durchzusetzen.