Jean-Paul "Bluey" Maunick dürfte zu den am längsten amtierenden Acid-, funky Electric-Jazz- und Fusion-Koryphäen zählen. Trotzdem - oder gerade deshalb - hatte man während der letzten Alben das Gefühl, ihm fiele nichts Neues mehr ein. Mit "Transatlantic. R.P.M." aber läutet Bluey nun eine neue Retro-Ära ein, gibt das Unterfangen auf, modern zu klingen und stellt eine ganze Reihe neuer Hauptdarsteller an die Mikros: Beispielsweise Mario Biondi und - festhalten! - Chaka Khan. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Mario Biondi gilt seit dem Hinscheiden von Barry White als derzeit amtierender Mister Sexyvoice. Und Chaka Khan sowieso als THE Queen of Soul & Funk. Die beiden sind - teils einzeln, teils im Duett - gleich für mehrere granatige Songs verantwortlich: das packende "Lowdown", das sanfte "The Song" mit perfekt durcharrangierten Streichersätzen und das vertrackt rhythmisierte "Can't Get Enough".
Aber auch andere Kooperationen bietet Bluey nach typischer Incognito-Manier: Mit dem Rapper Luckyiam PSC zaubert er einen gelungenen, brasslastigen Mix aus Jazz und HipHop ("Everything That We Are"), Sängerin Joy Rose verleiht dem leichtfüßigen "1975" einen Hauch Barry Manilow. Vokalist Maysa Leak haucht dem altmodisch-smoothen "Line In The Sand" ein wenig Sexappeal ein. Wunderbar auch Tony Momrelle auf den jazzy Sahnebonbons "Put A Little Lovin' In Your Heart" (nur echt mit der Handclappingmachine aus "Car Wash") und "Make Room For Love". Immer gehen die Kollaborationen aber nicht gut: Vanessa Haynes macht aus "Life Ain't Nothing But A Good Thing" einen ziemlich angestrengten Track. Lässt man Bluey alleine wursteln, groovt er sich auf Instrumentals oder dezent vokalisierten Tracks durch komplexe Bläsersätze und ausgearbeitete Beats.
Incognito kommt diesmal so wunderbar stark und analog, dass man die fast schon zu altmodischen Funk- und Soul-Reminiszenzen an die 70er- und 80er-Jahre, die oft formelhaften Fusion-Licks und die Retro-Attitüde gerne hinnimmt. Denn die fulminanten Mikrofonhelden, die starken Bläser und die gekonnten Arrangements bieten immer noch genügend Freude für die Freunde der eleganten, schwarzen, funky Music.