Lied zehn. Das letzte. Über eine Stunde des neuen Maiden-Albums ist bereits vergangen. Nun also "When The Wild Wind Blows". Gut elf Minuten lang. Wahnsinn. Maiden schreibt Geschichte. Erinnerungen werden wach, an "Sign Of The Cross", 15 Jahre her. An "Hallowed Be Thy Name", 28 Jahre her. Sentimental. Getragen. Monströs. Mitreißend. Alles. Der Abschluss eines Albums, das Außenstehende als typisch Maiden abtun, Fans aber als durchaus polarisierend werten werden. "The Final Frontier" macht es einem im ersten Hördurchgang nicht leicht. Aber welches Maiden-Album der letzten zehn Jahre tat das schon ... ~ Kai-Oliver Derks (teleschau) aufklappen »
2006 erschien mit "A Matter of Life and Death" das 14. und bisher letzte Studioalbum der Briten - das erste, das in Deutschland auf Rang Eins der Charts landete. "The Final Frontier" wird das auch gelingen, keine Frage. Der Grund ist simpel: Maiden-Fans kaufen. Sie klauen nicht, sie kopieren nicht. Und "The Final Frontier" ist jeden Euro wert.
Eine Tatsache, von der man zunächst mal nicht ausgehen konnte. Das vorab veröffentlichte Titelstück erwies sich als recht spröde, wenig mitreißend. Gleiches galt für den höchst durchschnittlichen, weil ideenarmen Song "El Dorado", den Maiden merkwürdigerweise als Vorab-Free-Mp3 auf ihre Homepage stellten. Es sind die beiden schwächsten Songs auf einem zehn Tracks umfassenden Album, das auch diesmal wieder Prog-Metal-Akzente betont.
Kein Lied ist hier einfach, kein Lied folgt simplen Strukturen. Iron Maiden setzen auf Abwechslung: Das unfassbar balladesk beginnende "The Talisman" ist ein gutes Beispiel dafür. Wie viele andere Songs auf dem Album auch zeichnet es eine mehrminütige Entwicklung aus, hin zum monströsen Metal-Brett. Hier zeigen sich auch deutlich die drei größten Merkmale, die Maiden in ihren musikalischen Fähigkeiten von nahezu allen anderen Metal-Bands unterscheiden: das einzigartige Bass-Spiel von Steve Harris, das sensationell treibende Schlagzeug von Nicko McBrain (58 Jahre und einer der Besten seiner Zunft) und nicht zuletzt der Falsettgesang von Bruce Dickinson (52), der nun endgültig an einem Rob Halford selbst zu dessen besten Zeiten vorbeizieht.
"The Final Frontier", das vor allem in der zweiten Hälfte überzeugt, ist kein True-Metal mehr. "The Final Frontier" erwartet von seinen Hörern viel. Dass sie bereit sind, sich zu einem gewissen Prozentsatz von alten Hörgewohnheiten zu lösen. "Run To The Hills" war mal. Das neue Album ist anspruchsvoll, klug, bisweilen mit nachhaltigen textlichen Botschaften ("Mother Of Mercy") versehen und bildet in jedem Fall einen Höhepunkt in der Karriere der Band, die vor 30 Jahren gegründet wurde. Live gab es das neue Material 2010 nur beim Festival in Wacken zu hören. Für 2011 steht eine Europatournee im Raum. Möge es nicht die letzte sei. In dieser Form ist The Iron up wie nie.