Jakob Dylan kommt auf leisen Füßen daher, und das kennt man von ihm nicht. Die Wallflowers, seine durchaus erfolgreiche Band aus den 90er- und 00er-Jahren, pflegte einen zwar roots-affinen, aber nicht unbedingt stillen Rock; für sein Solo-Debüt "Seeing Things" (2008) verpflichtete er mit Rick Rubin gleich mal den bekanntesten aller Produzenten - und konnte trotzdem nicht viel mehr als ein Achselzucken und eine Chartposition irgendwo im Mittelfeld der US-Hitparaden evozieren. Enttäuschend. Für "Women And Country" holte er sich nun - vielleicht deshalb - den großartigen T Bone Burnett, der mit ihm bereits zu Wallflowers-Zeiten zusammenarbeitete. Dazu kamen neben seiner Band zwei weibliche Stimmen: die US-Songwriterin Neko Case, manchen noch vertraut von ihrer Arbeit mit den New Pornographers, und deren Vertraute Kelly Hogan. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Kein ungeschickter Schachzug. Denn so besitzen auch die Songs, die inhaltlich zur Redundanz neigen, immer eine aus ihren Vokalarrangements resultierende Spannung. Das doch sehr nach Vater Bob klingende Organ Dylans wird durch die erfahren klingenden Stimmen der beiden Backgroundsängerinnen immer ein Stück weit zurückgenommen, fast entschuldigt. Geschickt greifen sie etwa ins von einem Banjo vorsichtig angetriebene "We Don't Live Here Anymore" ein, verschieben das Lied ein ganzes Stück Richtung sirenenhafte Süßlichkeit. Auch das folgende "Everybody's Hurting" gewinnt gehörig durch die neue Unterstützung - und verliert gleichzeitig den leichten Kalenderspruch-Muff, den der Text verströmt.
Natürlich ist es schwierig, Dylan fair zu beurteilen. Denn der Vater, den hört man auf jeder Platte. Nicht als Mitwirkender, sondern als Nicht-Mitwirkender, als große Instanz im Hintergrund, die Jakob Dylan so ganz nebenher die wichtigsten Eigenschaften seiner Stimme so passgenau mitgab, dass Vergleiche unmöglich erscheinen. Produzent Burnett äußerte einmal, kein Mensch hätte ein Wallflowers-Album wegen des Vaters gekauft - der Erfolg Jakob Dylans läge einzig und allein an dessen Songs. Das ist natürlich ziemlicher Unsinn, in Sachen Abverkauf dürfte der große Name durchaus Türen öffnen. In Sachen kritische Rezeption dagegen ist er eher ein Fluch. "Women And Country" ist jedoch als Gesamtpaket so stimmig, dass es dessen Wirksamkeit nicht aufheben, wohl aber abschwächen könnte.