Nur die Liebe zählt. Ein Satz, den James Morrison sicherlich unterschreiben würde. Auf jeden Fall passte es perfekt ins (Fernseh-)Bild, dass seine Vorabsingle "You Make It Real" vor einigen Wochen im Trailer zu Kai Pflaumes Sat.1-Herzschmerz-Show lief. Ähnlich vielsagend ist auch der Titel des zweiten Albums des britischen Sängers. "Songs For You, Truths For Me" heißt es, und genauso wahrhaftig, emotional und nah am Kuschelrock-Hörer und Romantic-Comedy-Gucker ist es auch. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Das ist gar nicht abwertend gemeint. Denn dass sie sich Schnulzen jeglicher Art völlig entziehen können, werden sicherlich nur allerhartgesottenste Zeitgenossen ernsthaft behaupten können. Und in Großbritannien ist man dem Charme von James Morrisons Songwriter-Soul-Pop sowieso schon erlegen, dort toppte sein Debütalbum "Undiscovered" mal eben die Charts. Aber James Morrison bedient - musikalisch gesehen - das Gefühlspop-Genre auch auf fast bestmögliche Art und Weise. Er hat ein leicht raues, souliges Timbre, das an Otis Redding erinnert, die große Pop-Geste meistens an der richtigen Stelle parat und eben ehrliche und emotionale, im Folk verwurzelte Songs.
Am besten austariert ist dieses Verhältnis im Opener "The Only Night": Mit dezenten Soul-Bläsern, einem herrlich klimpernden Folk-Rock-Piano, Hammond-Orgel und reichlich Emphase erinnert der Song an einen anderen Wanderer zwischen den Welten - Van Morrison. Auch die kuschelige Single "You Make It Real" hält die Balance, die Streicher schmeicheln gerade richtig, produzieren zarten Schmelz statt pathetischem Schmalz. In "Nothing Ever Hurt Like You" ist das Wurlitzer-Piano zwar schon sehr verdammt nah dran an "I Heard It Through The Grapevine", aber Morrison rettet den Song einmal mehr mit seiner Stimme.
Problematisch wird "Songs For You, Truths For Me" überhaupt nur dann, wenn sich Morrison nicht auf diese Stärke verlässt und die feinen Retro-Soul-Bezüge außen vor lässt. Wie in "Broken Strings", einem Duett mit Nelly Furtado, das nicht mehr als gut produzierter, vollkommen beliebiger Formatradio-Pop ist. So etwas sollte er dann doch lieber James Blunt überlassen.