Covers

Dass Taylor sowohl stimmlich, als Bandleader und auch an der Gitarre exzellentes Handwerk bietet, brauch nicht mehr diskutiert werden. Aber warum Zeit?

James Taylor scheint alterslos zu sein. Seine Stimme verändert sich nicht, dabei sieht der inzwischen 60-Jährige inzwischen schon etwas verbraucht aus. Der schüchterne Songpurist, der mit seiner früheren Frau Carly Simon so rechtschaffene und liebliche Lieder wie "Close Your Eyes" im Duett brachte, später dann "Carolina In My Mind" oder "Sweet Baby James" verfasste, forstete diesmal in Material, das andere Kollegen geschrieben haben. Hin und wieder auch eine lange Zeit vor seinen Erfolgen. Dabei unternahm er eine Zeitreise durch die Jahrzehnte, die so manchem 40-Plus-Angehörigen ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.

Zum Thema Unnötiges: Wer braucht eigentlich Coverversionen? Schon so mancher Jazzmusiker, dessen Daseins-Definition per se doch das Covern wäre, hätte seine Interpretationen besser stecken gelassen. Erst recht wartet doch niemand auf der ganzen Welt auf die dezent bis elegant-rockig eingespielten Covers alter Shanties von Taylor und seiner "Band Of Legends". Denkt man. Stimmt aber nicht. Denn man braucht ja auch keinen dritten Kaschmirpulli. Und findet ihn trotzdem schön, kuschelig und gemütlich. Luxus eben.

Taylor schmust sich durch "Oh, What a Beautiful Morning" aus dem Musical "Oklahoma!" von 1943, bezaubert leise im Temptations-Cover "It's Growing", shuffelt sich durch "(I'm A) Road Runner", das dank Jr. Walker & The All Stars bekannt und später durch Greatful Dead's Jerry Garcia unsterblich wurde. Auch die Soullegenden The Spinners ("Sadie") und Drifters ("On Broadway") nimmt er sich vor, und zwar so ultra-relaxt, dass es fast schon unanständig klingt. Dazu packt er das melancholische Leonard-Cohen-Cover "Suzanne", Buddy Hollys krachertes "Not Fade Away", Eddie Cochranes "Summertime Blues" und Elvis' "Hound Dog", am Ende walzt er sich durch Tom Waits' "Shiver Me Timbers".

Und der Erfolg dieser so anachronistischen Idee, alte Songs zu covern, gibt Taylor wohl Recht: "Covers" sitzt auf Platz 4 der US-Charts und wurde für zwei Grammys nominiert.