Dass der HipHop des Ninja-Tune-Sublabels Big Dada meistens ebenso ausgefuchst wie geschmackvoll ist, dürfte dank der Arbeiten von Acts wie Diplo, Juice Aleem oder Roots Manuva mittlerweile bekannt sein. Vorläufiger Höhepunkt der Label-Geschichte: Die Soul-HipHop-Künstlerin Speech Debelle wurde 2009 mit dem Mercury Prize, einer der wichtigsten Auszeichnungen der britischen Musikszene bedacht. Bei Jammer ist ebenfalls nicht nur kreatives, sondern auch kommerzielles Potenzial vorhanden. Der Mann, der mit bürgerlichem Namen Jahmek Power heißt, droppt hastige, phrasierte, aber immer punktgenaue Raps auf ein unglaublich variables Bett, das eine wilde Schnittmenge aus Grime, Elektro und Dubstep bildet. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Seine Auftritte und Produktionen der letzten Jahre - unter anderem spielte er mit Größen des UK-HipHops wie Kano oder Wiley - sorgten in der Szene für eine recht ausgeprägte Erwartungshaltung. So viel vorweg: Dass Jammer die erfüllen kann, wird rasch klar. Geschickt spielt er sich durch diverse Genres, lässt den Beat mal schmutzig, mal sauber klingen, synkopiert, schichtet Strukturen übereinander, spielt mit Harmonien und letztendlich auch mit der Geografie: So kombiniert das gemeinsam mit dem Produzenten Mumdance in Szene gesetzte "10 Man Roll" Synthiebeats mit Hooklines, die eher an den Nahen Osten als an Großbritannien erinnern und letztendlich Teestube mit Jugendclub mit Jungle-Disco verbinden.
Im folgenden "Bad Mind People" kommt eine gesunde Portion Dancehall dazu, die natürlich auch den Gästen Lickie J. und Newham Generals und ihren Ragga-Exegesen zu verdanken ist. In "Back To The 90s" wird, der Titel deutet's an, mit hübschem 2-Step-Soul gespielt, "Party Animal" ist ein stringenter Tanzflächentrack, der ebenso jede Menge Mainstream-Appeal besitzt. Zusammengehalten wird all das von einer herrlichen Unvorhersehbarkeit, vom Wissen, dass Jammer nie länger als ein, zwei Minuten lang im gleichen Beat bleibt. Ein eklektischer Mix also, der nicht immer, aber oft genug direkt ins Ohr geht. Für alle, denen Grime-Superstar Dizzee Rascal zu weich geworden ist.