Der Text im Begleitheft zu "Live Voodoo" erzählt zu Beginn von einem Hurrikan. Katrina fegte 2005 über New Orleans hinweg und hinterließ eine Spur der Zerstörung. Jane's Addiction glichen einem Gegenspieler, einem Wirbelsturm, der eine Spur aus positiver Energie hinterlässt, als sie vier Jahre später in der Stadt auftraten. Faszinierend anzuschauen und in ihrer Extravaganz immer auch ein kleines bisschen gefährlich. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
"Ich fühle mich fast wie ein Reptil, wenn wir durchstarten. Als wollte ich irgendwas mit bloßen Händen auffressen oder jemanden vögeln." Verständlich, wenn es einem bei solchen Worten unwohl wird. Perry Farrell gibt sie von sich. Sänger einer Band, die insbesondere mit ihren ersten beiden Alben für Aufregung sorgte. Einflussreich, verwirrend, mutig. Mit ihrem Debüt "Nothing's Shocking" (1988) sowie dem Nachfolger "Ritual de lo Habitual" (1990) schlüpften Jane's Addiction in eine Pionierrolle, in welcher sie aufgrund ihrer langen Pausen und insgesamt mageren Diskografie bis heute feststecken.
Kein Wunder also, dass auf "Live Voodoo" die beiden ersten Werke ins Visier genommen werden. Noch dazu, weil es die Originalformation ist, die an diesem Halloween-Abend des Jahres 2009 auf der Bühne steht. Eine, die keine Anzeichen von Unlust oder Routine erkennen lässt. Der coole Dave Navarro, der agile Eric Avery, der treibende Stephen Perkins - es scheint, als hätten die Kameras in Sachen Bewegung kaum nachhelfen müssen. Und an der Front steht Perry Farrell, über den ein Rocklexikon einmal schrieb, er stolziere über die Bühne wie ein transsexueller Hohepriester. Kein so falsches Bild. Beizeiten erinnert er an eine skurrile Kreuzung aus David Bowie, Superman und David Copperfield. Die Weinflasche am Mund, zwei Tänzerinnen im Rücken, das Publikum im Griff. Würde er zwischen den Songs Zaubertricks vorführen, es wäre so unpassend nicht.
"Mountain Song", "Jane Says", "Been Caught Stealing", Jane's Addiction sind in Favoritenstimmung. Trotzdem ist "Live Voodoo" mehr als nur ein Konzertmitschnitt. Nicht quantitativ, der Bonusteil ist alles andere als üppig. Sondern qualitativ. Die Band, welche derzeit mit Duff McKagan (Guns N' Roses, Velvet Revolver) am Bass in ein neues Kapitel startet, unterstreicht ihre exponierte Stellung auf der Bühne in beeindruckender Weise. Einfach gesagt: Auf der DVD passt alles zur Musik.