"Ins offene Messer - Jetz noch besser" beherbergt - wie viele? - ganze 25 Songs. Dazu eine DVD mit sieben Tracks und über zwei Stunden Spielzeit. Dass sich dabei bekannte Titel von Jennifer Rostock wie "Kopf oder Zahl" ganze vier Mal wiederholen, muss nicht als Hinweis dafür gelten, dass hier gestreckt wurde. Oder doch? Wie verhält es sich mit der Weisheit "Quantität ist nicht gleich Qualität" bei diesem Re-release? ~ Claudia Nitsche (teleschau) aufklappen »
170 Konzerte gab die Frau mit der quietschenden Stimme 2008. Sie kam aus dem Nichts, landete mit "ihren Jungs" im Frühjahr bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontest einen fünften Platz und nutzte die Gunst der Stunde, ihren alten Zeiten zuzwinkernden, vermeintlich dreckigen Pop weiter zu verbreiten. Jennifer Rostock ist das, was Mia in ihren Anfangstagen transportieren wollten, gekoppelt mit einer Verneigung vor Ideal. Jennifer Rostock sind die frecheren Helden, allerdings ohne deren Präzision.
Müsste man die dunkelhaarige Frontfrau mit einem Satz beschreiben, dann passt der: Die Zigarette danach rauch' ich lieber allein. Diese Songzeile beschreibt ihre Attitüde. Dabei muss Jennifer nicht immerzu die Faust zur Rebellion recken, zu "Blut geleckt" oder "Nichts tät ich lieber" darf man einfach nur tanzen. Balladen gibt es selten. Manchmal gelingt der Wahl-Berliner Band ein perfekter Refrain, manchmal stellen sie den Hörer einfach nur vor ein Rätsel, wie bei "Kind von dir".
Wer jetzt meint, ein Déjà-vu zu haben, all die Songtitel bereits zu kennen, hat Recht. Nicht nur, dass die Singles längst durchs Radio dudelten, das ganze Album erschien bereits im Februar. Nun aber das Geschenk - vermutlich an die Band - "Ins offene Messer - Jetz noch besser". Elf zusätzliche Tracks, das ist Grund genug für ein Re-release. Doch bei genauerem Hinhören und nach Abzug überflüssiger Remixe bleiben zwei. Man meint sich in einer Endlosschleife gefangen. Die Songs wiederholen sich dreist. Und auf der DVD dürfte auch nur die "Band Backstage"-Episode interessant sein.