Die Intervalle zwischen den posthumen Veröffentlichungswellen liegen bei Jimi Hendrix nie weit auseinander. Der familiäre Hendrix-Clan findet immer wieder Unentdecktes oder noch nicht verwertetes Material in den unerschöpflichen Archiven. Dass nicht immer bahnbrechendes Material zu Tage gefördert wird, scheint da nur logisch. Nicht jedes "unentdeckte Juwel", darunter zahllose Live-Mitschnitte, war einen Erwerb wert. Ob nun Zufall oder nicht, fast 40 Jahre nach Hendrix' Tod hat man doch noch die eine oder andere unentdeckte Perle in den unergründlichen Tiefen des Hendrix-Nachlasses entdeckt. Ganze sieben Songs, die noch nie veröffentlicht wurden - plus weitere fünf, die in bisher gänzlich ungehörten Versionen vorliegen - befinden sich auf dem Album "Valleys Of Neptune". ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Eben jenes Titelstück ist der zentrale Aufhänger, fristete es bisher sein Dasein doch als unvollendetes Demo auf nur kurz erhältlichen Kompilationen für Hardcore-Fans. Die hier vorliegende ungekürzte Studioversion ist schlichtweg brillant und schließt die Lücke, die zwischen dem Schwanengesang "Electric Ladyland" und dem unvollendeten "First Rays Of The New Rising Sun" entstand.
Das schleppende "Ships Passing Through the Night", das in einer gewohnt glorreichen Saiten-Interpretation endet, bereichert als Neuzugang den Hendrixschen Song-Kosmos ebenso wie das fast schon funkige Instrumental "Lullaby for the Summer" und das tiefgründig-verschachtelte "Crying Blue Rain". Weiß der Teufel, warum diese leuchtenden Sterne erst jetzt die Außenwelt erreichen. Zudem gibt es neue Arrangements von Klassikern wie "Fire", "Red House", "Hear My Train A Comin'" und "Stone Free" zu hören, dazu eine zum Schreien gute und überlange Performance des Cream-Knallers "Sunshine Of Your Love".
Das (zweifellos absolut hochwertige) Material auf "Valleys Of Neptune" lüftet weder eventuell bisher ungelöste Fakten um den Mythos Hendrix noch zeigt es den Meister von einer bis heuer verborgenen musikalischen Seite. Indes ist die Gesamtpräsentation von "Valleys Of Neptune" qualitativ so ansprechend wie effektiv: Sony Music haben sich den Segen des Hendrix-Clans erkauft und dürfen nun die bekanntesten Alben des Meisters wieder neu veröffentlichen, inklusive diesem hier vorliegenden jungfräulichen Material. Und da lässt sich das Label wirklich nicht lumpen: Tolles Coverartwork, ausführliches Booklet mit superb recherchierten Hintergrundinformationen, tollen Bildern sowie ausführliche Notizen zu jedem Song. Soundtechnisch klang die Musik - dank der peniblen Abmischung von Hendrix' langjährigem Haus- und Hof-Toningenieur Eddie Kramer - ebenfalls nie besser: So transparent und doch voller Wärme, ohne den analogen Charme der alten Aufnahmen zu zerstören, konnte man diese außerirdische Gitarre und den immer leicht entrückten Gesang samt Begleitinstrumenten bisher nicht hören.