Um es gleich klarzustellen: Natürlich sind Jimmy Webb und die Webb Brothers, die hier gemeinsam die "Cottonwood Farm" besingen, verwandt. Vater Jimmy ist ein grammyvergoldeter Komponist, und seine Söhne punkteten vor einigen Jahren mit den Alben "Beyond The Biosphere" und "Maroon". Und was darf man erwarten, wenn sich so viele Webbs gemeinsam im Studio tummeln? Auf jeden Fall schon mal eine ganze Menge musikalischer Köche. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Jimmy Webb, geboren in Oklahoma, wäre eigentlich per Wiegendekret Countrymusiker, aber er fühlte sich stets der leichten Muse Marke Burt Bacharach zugehörig. Mit Hits wie "By The Time I Get To Phoenix" und Kompositionen wie "Up Up And Away" (The Fifth Dimension), "Wichita Lineman" (Glen Campbell) oder "All I Know" (Art Garfunkel) füllte er die Haushaltskasse der Familie Webb reich- und nachhaltig.
Die Söhne Christiaan, Justin, James und Cornelius spielten als Webb Brothers drei Alben ein und tourten viel in England, unter anderem mit den Doves, Franz Ferdinand und den Eels. Die Jungs spielen natürlich auch alle Instrumente, sodass sich das Unternehmen Webb nur noch für die Pedal Steel (Tim Walker) und die Drums (Cal Campbell) mit außerfamiliären Bandmitgliedern behelfen musste. Pedal Steel? Genau, denn auf "Cottonwood Farm" sollte der Webb-Stil mit kernigen Americana-Ideen aufgepeppt werden.
Auch durfte jeder mal ein bisschen komponieren. Von Papa Jimmy findet sich der in den 70-ern entstandene Titeltrack, dazu "Highwayman", "If These Old Walls Could Speak", "Where The Universes Are" und "Snow Covered Christmas", ein paar ältere Songs also auch. Die anderen vier Lieder stammen von den verschiedenen Webb-Brüdern. Aber Webb und seine Söhne bewegen sich hier trotzdem weiter in einem elegischen Sound, irgendwo zwischen Art Garfunkel, Breitwand-Musical und Bacharach-Sound, für den der alte Webb immer schon stand. Nur vernimmt man hin und wieder ein Banjo oder eine sirrende Pedal-Steel-Gitarre, die vermutlich das ist, um den Titel des Albums zu rechtfertigen. Der Stil ist anspruchsvoll, die Songs komplex komponiert und arrangiert, wirken aber dafür oft wie ohne Anfang und Ende. Nicht griffig.
Und so bringt die "Cottonwood Farm" keine knackige Americana hervor, sondern eher freundliche Endlosschleifen à la Glen Campbell. Oder auch Marke Tim Buckley. Nur weniger folkig. Der größte Fehler aber ist die Produktion, hier werden einfach zu viele Instrumente auf einmal gespielt, zu viele Stimmen eingesetzt, hin und wieder hat man den Eindruck, man hört zwei Songs gleichzeitig. Viele Köche, eine Menge (Sound-)Brei. Schade, denn dass die Webbs alle wirklich etwas können, dürfte trotzdem außer Frage stehen.