Black Rock

Um die positiven Einflüsse und die unbändige Live-Energie aus diesen Auftritten schnellstmöglich nochmals abzuschöpfen, fuhr Bonamassa mit Band schnurstracks auf die griechische Insel Santorin, auf der gerade ein neues High-End-Studio entstanden ist. Dies war wohl eine gute Entscheidung, denn sowohl sound- als auch songtechnisch war Bonamassa noch nie so gut wie hier. Zudem wurde dieses abwechslungsreiche Werk nach dem Studio selbst benannt - Black Rock.

So puristisch, wie die Umgebung auf dem Eiland gewesen sein muss, ist auch die Songauswahl geraten. Mehr als die Hälfte des Repertoires stellen Coverversionen aus Bonamassas Kollegenkreis. Der große Bobby Parker wird mit einer ungestümen, in die Gehörgänge krachenden Version von "Steal Your Heart Away" geehrt. Nicht minder energetisch ballert John Hiatts "I Know A Place" aus den Stereo-Kanälen, Groove und Tightness des Zusammenspiels scheinen hier physisch greifbar zu sein. Auch Jeff Becks "Spanish Boots" erfährt einen juvenilen Kick und klingt frischer als je zuvor.

Neben druckvollem Bluesrock, der oftmals schelmisch an der Oberfläche des Hardrocks kratzt, gibt es aber auch besinnlichere Töne, deren Interpretation wohl vor allem dem Aufnahme-Ort zuzurechnen sind: Leonard Cohens "Bird On A Wire" vermengt Bonamassa mit Clarino und Bouzouki. Agäisches Feeling kommt ebenso beim gemütlichen "Quarryman's Lament" und dem romantischen "Athens To Athens" auf.

Nach dem großen Erfolg seines letzten Longplayers "The Ballad of John Henry" erfüllt Joe Bonamassa nahtlos die hohen Erwartungen an ihn. Ganz abgesehen davon, dass sein Gesang ohnehin immer besser wird. Kurzum: Zeitgemäßer könnte man den Blues anno 2010 nicht interpretieren.