Längst vorbei sind die Zeiten großzügigen Mäzenentums. Inzwischen spielen sich Bands, wenn sie nicht gerade in einer Castingshow entdeckt werden, die Finger wund, um zu einem Quäntchen Ruhm zu kommen. Vitamin B schadet allerdings auch heute nicht, wie der Pop-Songwriter Joshua Radin und sein zweites Album "Simple Times" eindrucksvoll zeigen. ~ Nina Hortig (teleschau) aufklappen »
Radins Album bietet nichts Besonderes. Ein softes Schmuseorgan, flinke Finger auf der Gitarre und ein bisschen Handclapping in aufs Nötigste reduzierten, netten Folksongs für den Hintergrund. Nichts also, was der ewige Hutträger Jason Mraz oder Schmusesoldat James Blunt nicht auch könnten. Aber wohl gerade deshalb bedienen sich die Musik-Scouts aus Hollywoods laut eines Artikels im "Daily Telegraph" so gerne der Musik des Mannes aus Cleveland, Ohio. Radins Songs seien nett, drängten sich dabei aber nicht in den Vordergrund.
Aufgrund dieser "Qualität" schafften es etliche Lieder des Amerikaners also in Erfolgsserien wie "Grey's Anatomy" und "Scrubs" oder in Filme wie "Garden State" und "Der letzte Kuss". TV-Berieselung statt Ochsentour zum ultimativen Karriereschub? In beiden erwähnten Filmen führte übrigens "Scrubs"-Hauptdarsteller Zach Braff Regie. Der soll ein guter Freund von Radin sein. Womit wir wieder beim Vitamin B wären. Anders ist es auch nur schwer zu erklären, wie Hollywood ausgerechnet auf diese ziemlich belanglosen Songs aufmerksam wurde.