Der deutsche Popmusiker Jens Friebe nannte einmal eine seiner Platten "In Hypnose". Ein Titel, der einem unweigerlich bei Juana Molina und ihrem "Un Dia" in den Kopf kommt, auch wenn der Terminus hier ein bisschen abgewandelt werden müsste: Es klingt eher so, als ob die Argentinierin aus der Hypnose heraus singen würde. Mantra-artig wirken ihre Songs bisweilen, in sich selbst verloren und gerade deshalb ungemein reizvoll. Dass sie mit Feist unterwegs war, passt gut - gerade, weil sie das Zarte, das die Kanadierin transportiert, mit einer gehörigen Portion Kraft und Exaltiertheit verbindet. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
In "Lo Dejamos" wird das am deutlichsten, vielleicht weil die Ebenen so wunderbar aufgegliedert sind. Eine Gitarre, ein paar Handclaps, gedoppelte Stimme, ein bisschen Hintergrundflirren, das den Song verschwimmen lässt wie eine Milchglasscheibe den Badezimmerbenutzer. Molina schafft hier ein Haus von einem Song, und wenn sie erklärt, dass sie die Stimmungen hervorbringen möchte wie eine versteckte Ebene im Bildbearbeitungsprogramm Photoshop, muss man konstatieren: Das gelingt ihr verdammt gut. Die Elektronik, die früher öfter dominierte, ordnet sich dem heute unter: Nur in "Los Hongos De Marosa" scheint sie noch der wichtigste Stichwortgeber zu sein. Dementsprechend schwer fällt es, für diese Musik Begrifflichkeiten zu finden. New Folk, Weltmusik, oder doch einfach Pop? Eigentlich egal, denn in erster Linie leistet Juana Molina eine gehörige Portion emanzipatorische Arbeit, indem sie unserem angloamerikanischen Melodieverständnis Gegenentwürfe präsentiert, die mindestens ebenso eingängig sind.