Julian Plenti Is Skyscraper

Ob nun Banks oder Plenti gerade am Zuge ist, ein Fakt trifft immer zu: Stimmungskanonen sind beide nicht. Doch wenn man mit so einer durchdringenden dunklen Stimme gesegnet ist, wäre es auch einfach Verschwendung, Lieder über blühende Wiesen zu singen. Deshalb kultiviert auch Julian Plenti die Melancholie, die Interpol mit klangvollen und dichten Gitarrensounds zu servieren wissen.

Im Alleingang erlaubt sich der Sänger mehr Spielraum, mehr Schnörkel, wenn man das in seinem Fall überhaupt sagen kann. Im Titeltrack etwa lässt er Akustikgitarren, Streichern, Klavier und Schlagzeuger satte zwei Minuten Vorlauf, bevor er beinah gelangweilt die Stimme hebt, um ein paar mal "Shake Me / Skyscraper" ins Mikrofon zu säuseln. Mit den Fanfaren und Glöckchen von "Unwind" bringt Plenti seine Hörer kurzfristig sogar komplett aus dem Konzept: Sind das etwa Dur-Klänge?

Der 31-Jährige versteht es, seine Soloplatte stilistisch klar von Interpol abzugrenzen, ohne sich mit seinem Hörerkreis zu überwerfen. Dieser wird es Paul Banks eher danken, dass er Julian Plenti endlich aus seinem Gefängnis entlassen hat.