Der Schauplatz ist das Londoner East End. Nirgends wummern die Bässe tiefer als in den Clubs der "Problem"-Viertel: Tower Hamlets, Newham, Waltham Forest und Hackney. Bevor das Genrebaby Grime in Gestalt von Dizzee Rascal internationale Bekanntheit erlangte, wurde das Gemenge aus Garage und HipHop unter anderem auch 'Sublow' genannt - in Anspielung an die Basslines, die teilweise in Tiefen von 40Hz ihr Unwesen treiben. "140 Grime St." lautet der Titel des dritten Albums des erst 23-jährigen Kane Robinson, das deutlich macht, dass es ohne weiteres möglich ist bei einer Geschwindigkeit von 140 Beats pro Minute geschmeidig zu flowen. ~ Daniel Heim (teleschau) aufklappen »
Bereits als 16-Jähriger war Kano eine feste Größe in der Szene und konnte mit "Boys Love Girls" seinen ersten Underground-Hit verbuchen. Mit 19 Jahren unterschrieb er seinen ersten Plattenvertrag. Das Debüt "Home Sweet Home" erschien 2005. Nach diversen Kollaborationen mit Kollegen wie dem Genre-Vater Wiley, Rascal, Lady Souvereign oder D Double E, schob das Talent 2007 das HipHop-lastigere "London Town" hinterher, und verabschiedete sich infolgedessen von dem Londoner Label 679 Recordings. BPM, Bigger Picture Music ist das neue musikalische Zuhause von Kano, für das er auch als Geschäftsmann verantwortlich zeichnet.
Die Produktionen von "140 Grime St." lagen größtenteils in den Händen von Mickey J, der den Youngster Kano mit allerlei elektrolastigen, wuchtbrummigen Synthiebrettern in die Gesangskabine lockte. Besonderes Augenmerk legte das Duo natürlich auf böse verzerrte Flächen, die sich wie "Grime" (Schmutz) Schicht für Schicht über die Arrangements legen. Kano wiederum pfeffert seine Hochgeschwindigkeits-Raps souverän und ohne Pathos über die technoid-kalten Beats. Lyrische Finesse beweist er auf zwei A-Capella-Stücken, "I Stand By It" und "Too Advanced", die inmitten der doch derben Clubtracks für leise und poetische Momente sorgen.
Unterstüzt wurde das BPM-Team von illustren und tatsächlich "schmutzigen" Gästen. Der dünnstimmige Ghetto darf auf dem von mächtigen Bläsern aufgepumpten "Hunting We Will Go" ran. Skepta steuert gar einen Beat bei und überzeugt als Produzent und als Rapper. Eskiboy aka Wiley, der Szene-Doyen bringt mit "Anywhere We Go" einen quirligen Tune mit und punktet mit seinem kräftigen und tiefen Timbre.