Sie hat ihre Ankündigung wahr gemacht. Katy Perrys neues Album "Teenage Dream" riecht. Ob es aber wirklich, wie die Sängerin meinte, den Duft von Marshmallows versprüht, mögen feinere Nasen entscheiden. Der erste persönliche (Geruchs-)Eindruck: Erinnert eher an diese US-Billigkaugummis, die in den 80er-Jahren auch in Deutschland bei Kindern beliebt waren. Passt aber: Denn eine ganz, ganz Süße ist Katy Perry in jedem Fall. Süß, aber selbstverständlich auch clever. Und verletzlich. Und selbstbewusst. Ja, Katy Perry inszeniert sich und ihren Bubblegum-Pop meisterhaft. Muss sie aber auch, denn mit ihrer Musik allein würde sie kaum auffallen. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Die 25-jährige Pastorentochter schlüpft auch auf "Teenage Dream" in alle vorstellbaren Rollen: Auf dem Cover präsentiert sie sich als verführerisches Lollipop-Pin-Up-Girl, der für die titelgebenden feuchten Teenager-Träume sorgen will. Als eines der unbeschwerten "California Gurls", die sie gemeinsam mit Rapper Snoop Dogg besingt, geht sie natürlich auch durch. Ebenso wie als exzessive Partyhopperin, die am Freitagabend die Sau rauslässt ("Last Friday Night (T.G.I.F.)"). Und bleibt dabei selbstverständlich eigentlich immer das nette Mädchen von nebenan, die sich nach "dem Richtigen" sehnt ("Not Like The Movies").
Mal von der Tatsache abgesehen, dass sie eben jenen wohl in Schauspieler Russell Brand gefunden hat, die beiden - laut letzter Gerüchte - im Oktober heiraten wollen, nimmt man ihr den ständigen Rollenwechsel sogar ab. Denn er geschieht bei ihr immer mit einem selbstironischen Augenzwinkern. Und so irritiert auf "Teenage Dream" nur eins: ihre Musik. Denn bei aller Coolness, Wandlungsfähigkeit und Persönlichkeit, mit der Perry sich nach außen hin kleidet, ihre Musik ist reine Konfektionsware.
Die übliche Handvoll von Dance-Pop-Produzenten(teams) sorgt dafür, dass ein Großteil der Songs so klingt, als ob sie auch von Konkurrentinnen wie Kesha oder Pink gesungen werden könnten. Nur eben ein Spur süßer sind. Oder wie der Pseudo-Rapsong "Peacock" schwer an "Hollaback Girl" von Perrys Idol Gwen Stefani erinnern. Insofern riecht "Teenage Dreams" insgesamt nicht nur süß. Sondern auch ein wenig billig und abgestanden.