Defying Gravity

Denn in seiner Wahlheimat mag Urban zwar ein absoluter Superstar sein, das Album toppte dort bereits vor einem Jahr die Charts, sein extrem geschliffener und unkantiger Mainstream-Rocksound trifft aber wohl nur im Country-Pop-affinen weißen Amerika auf die ganz große Gegenliebe. Wobei eigentlich selbst in Nashville die überzeugtesten Rednecks abwinken müssten, denn wirklich "Country" ist an "Defying Gravity" (fast) gar nichts. Eher wirkt es ziemlich verkrampft, wie Urban etwa bei "Sweet Thing" versucht, der An- und Bodenständigkeit halber noch ein Banjo in den durchformatierten Rocksong einzubauen. Von den Balladen, die an die Früh-90er-Jahre-Schmachtfetzen von Joshua Kadison und Richard Marx erinnern, mal ganz zu schweigen.

Rein musikalisch nicht einmal Mittelmaß, ist das Album folglich wohl nur für ganz überzeugte Peoplemagazin-Leser interessant. Oder eben Nicole-Kidman-Fans. Denn ja, Urban lässt natürlich hier in Songs wie "My Heart Is Open" oder "Only You Can Love Me This Way" den romantischen Gefühlen für seine Ehefrau absolut freien Lauf. Der Inhalt der großen und ausführlichen Liebesballade "Thank You" etwa ließe sich aber sicher auch in einem Satz auf eine Orange ritzen - Mehrwert und Nährwert sind nämlich gleich null. Dann lieber gleich Kidman-Klatschgeschichten lesen, die sind im Zweifelsfall spannender.