Untold Truths

Irgendwie scheint der Titel ja nahezulegen, dass Costner etwas von Substanz zu sagen hätte, etwas Unausgesprochenes eben. Doch weiter könnte man nicht daneben liegen. Die Landstraßenlyrik, die überwiegend seine Band Modern West zu verantworten hat, wurde dennoch stolz im Booklet hinterlegt, als handele es sich um Poesie. "Those wheels keep spinning around" konstatiert der Country-Barde hier, "I'm 90 Miles an hour down that highway baby", protzt er dort. Apropos 90 Meilen: In "Superman 14" befinden wir uns "90 miles from nowhere", mithin "in this dustbowl dirt". Und Costner krächzt dieses bedeutungsarme Gefasel, als müsste er den Staub, von dem er singt, tatsächlich schlucken. Aber hey: "I could ride from here to Amarillo on my motorbike / It'll take me anywhere I want to go." Schon klar.

In der Absteiger-Schmonzette "5 Minutes From America" wird ein Cormac-McCarthy-Setting zur Seifenoper umgedichtet, während in "Backyard" amerikanische Automarken wie beim Product-Placement aufgezählt werden. Und zu all dem dudeln die routinierten Roots-Rocker abgedroschene Americana, wie man sie in jeder Nashville-Kneipe aufregender zu hören bekommt. In der Tradition von Springsteen und Tom Petty sieht sich der singende Mime selbst. Viel lieber würde man ihn mit verbohrten Rednecks wie Hank Williams Jr. oder Garth Brooks in einen Topf werfen. Aber Costners "Untold Truths" sind nicht einmal reaktionär, sondern einfach nur sehr, sehr einfältig, abgestanden und ultimativ redundant.