Um es vorwegzunehmen: James Yorkstons neues Album plätschert ein wenig dahin. Der schottische Liedermacher hat sich traditionellen britischen Folksongs gewidmet und dabei ganz auf Purismus gesetzt. Passenderweise heißt das Werk auch schlicht und einfach "Folk Songs". Zur Begleitung hat Yorkston diesmal nicht seine übliche Band The Athletes gewählt, sondern The Big Eyes Family Players. Die Gruppe aus Sheffield hatte bis dahin kaum Erfahrung mit Folk, sondern orientierte sich eher an moderner Klassik und Experimentalmusik. Das schadet der handwerklichen Umsetzung aber kein bisschen. Ein größeres Problem stellt eher die gelegentlich einschläfernde Ruhe des Albums dar. ~ Sabine Metzger (teleschau) aufklappen »
Irgendwie passiert in den Texten der Folksongs, die Yorkston ausgewählt hat, fast alles am Morgen, und eine Art Frühmorgenstimmung liegt auch über dem gesamten Album: Mit weicher, fast schon verschlafen ruhiger Stimme singt Yorkston zur Akustikgitarre. Ansonsten bleibt die Begleitung zumeist spärlich: Hier eine Violine, dort ein Tamburin im Hintergrund, ein paarmal schaltet sich eine Backgroundsängerin mit sanfter Stimme ein - nur nichts Aufregendes; das scheint Yorkston sich und der Band strengstens verboten zu haben. Doch kurz bevor der Zuhörer endgültig in den Schlaf gelullt wird, versteht Yorkston es eben auch, ihn wieder wachzurütteln: Mit "Mary Connaught & James O'Donnell" etwa, das mit tiefen Backingvocals und lebendigem Rhythmus sofort aufhorchen lässt. Auch "I Went To Visit The Roses" klingt wesentlich poppiger als die meisten anderen Stücke des Albums. So mäandert "Folk Songs" ruhig dahin, bis Yorkston zum Abschluss mit "Low Down In The Broom", einem melancholisch-dynamischen Liebeslied, auch noch den letzten Langschläfer aus dem Bett treibt.