Und plötzlich waren Glowsticks, gelbe Acid-House-Smileys und Neonfarben wieder modisch: Als die britische Musikpresse 2007 mit "Nu Rave" ein neues Genre aus der Taufe hob und um Bands wie New Young Pony Club, Simian Mobile Disco und Hadouken! einen Hype konstruierte, durften die Klaxons als dessen Aushängeschild und größter gemeinsamer Nenner gelten. Lohn für ihre teils anstrengende, aber unerhört gute Synthese aus Prog- und Indie-Rock und Früh-90er-Rave: Ihr Debüt "Myths Of The Near Future" gewann den begehrten "Mercury Music Award". Inzwischen sind die grellen T-Shirts und im Dunkeln leuchtende Sonnenbrillen längst wieder eingemottet - und auch das zweite Klaxons-Album kleidet sich musikalisch etwas weniger auffällig als sein Vorgänger. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Man könnte auch sagen: konventioneller. Dass das Quartett mit der Kategorisierung als "Nu Rave" schon beim Debüt nichts anfangen wollte, ist verständlich. Mit "Surfing The Void" zerlegen sie diese Schublade in ihre Einzelteile: Der Reiz des Neuen ist ohnehin weg, aber auch die Anklänge an flippige Madchester-Rave-Zeiten sind fast verschwunden. Dafür sicher zu einem Gutteil verantwortlich ist US-Produzent Ross Robinson (Limp Bizkit, Slipknot, At The Drive-In), der den Sound der Klaxons deutlich Richtung Gitarre verschiebt.
Wobei: Gegen dessen sonstige, eher breitbeinig kraftmeierische Rock-Schützlinge nimmt sich die Band aus London immer noch wie die hyperaktive Klassenkasper-Kapelle aus. Bestes Beispiel dafür ist der Titeltrack, der zwischen Gitarrensirenen und nervösen Beats, zwischen mehrstimmigem Falsettgesang und brachialem Geschrei hin- und herzappelt. Aber nicht nur dass die Klaxons von den unendlichen Weiten des Weltalls, von Sonnenwinden, Sternenexplosionen und intergalaktischen Invasionen träumen, erinnert ein wenig an den Themenkosmos von Muse. An deren Progrock-Fantastereien erinnert vor allem das vielsagend betitelte "Venusia".
In diesem Spannungsfeld bewegt sich "Surfing The Void" - und hält über zehn Songs das Gleichgewicht zwischen Gitarrenrock und Elektronik durchaus gut. Nur neu, grell oder gar Rave ist das eben alles nicht (mehr).