Sich unter den - gefühlt - Abertausenden von Singer / Songwriterinnen mit Jazzeinschlag und Popappeal zu profilieren, grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Denn schnell liegen Vergleiche auf der Hand, unter denen Dido, Norah Jones oder Katie Melua nur die üblichsten aller Verdächtigen darstellen. Aber selbst wenn man die Grenzen enger zieht - und wie im vorliegenden Falle nur Norwegen berücksichtigt -, können nicht nur Insidern Namen wie Hanne Hukkelberg, Rebecca Bakken oder Ane Brun einfallen. Und trotz allem: Den Namen Kristin Asbjørnsen darf man sich merken. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Auch wenn am Anfang natürlich trotzdem eine erste stimm- und klangliche Assoziation steht: Nicht nur das Piano, das auf "The Night Shines Like The Day" oftmals im Vordergrund steht, auch Kristin Asbjørnsens Stimme erinnert ein wenig an Tori Amos. Bei ihrem Spiel mit Folk-, Jazz-, Blues- und Pop-Elementen geht die 37-jährige Norwegerin aber wesentlich zärtlicher zu Werke als ihre Songwriter-Kollegin.
Und auch deswegen kann dieser Vergleich höchstens als erster (und letzter) Anhaltspunkt dienen. Denn Asbjørnsen schafft tatsächlich ein kleines Kunststück: Die Songwriterin und ihre Mitmusiker integrieren auf "The Night Shines Like The Day" eine Vielfalt an Instrumenten (vom Piano über Fender Rhodes zur Lap Steel bis hin zur westafrikanischen Konting-Laute), schaffen aber dennoch einen wundervoll organischen, mal unendlich tiefen, dann wieder fast zerbrechlichen Klang. Zudem zeigt sich Asbjørnsen extrem wandelbar. Zu "Afloat" säuselt die Norwegerin sanft zwischen traditionellem Folk und modernem Jazzpop, "Walk Around Me" ist hingegen eine fast sonnige Akustiknummer, in der die Norwegerin mit leicht bluesigem Krächzen überrascht. "Moment" überzeugt als unaufregt-schöne Piano-Ballade, in der Stargast Nils Petter Molvær leichte Trompetentupfer setzen darf. Und im gospeligen "Rain, oh Lord" schwingt sich Asbjørnsen schlichtweg zu erhebender Popmusik auf. Die tatsächlich - vergleichsweise - ziemlich unvergleichlich ist.