Wenn eine Frau mit 42 Jahren noch auf der Tanzfläche die Hüften schwingt, dann erntet sie im Allgemeinen von den Anwesenden weniger Anerkennung als mitleidige Blicke. Das gilt allerdings nicht für Kylie Minogue. Wenn eine Künstlerin heute homoerotische Elemente in ihre Shows einbaut, dann wirkt das in der Regel bemüht provokativ - doch auch hier gelten für die Australierin andere Regeln. Kylie Minogue ist und bleibt Discoqueen und Schwulenikone. Darauf besinnt sie sich auch auf "Aphrodite" - ein hedonistisches Album, das nicht mit Originalität punkten kann, aber seine Feelgood-Mission durchaus erfüllt. ~ Sabine Metzger (teleschau) aufklappen »
"Aphrodite" beginnt wie eine Nacht im Club: Der Opener "All The Lovers", der auch gleich die erste Singleauskopplung darstellt, kommt erst langsam in Fahrt - auch wenn der Refrain sich derart hartnäckig im Gehörgang verbeißt, dass er sich auch noch lange nach dem ersten Anhören immer wieder bemerkbar macht. Das herausragende "Get Outta My Way" lässt dann alle Zügel fahren, auch die nächsten Stücke sind klar für ausgiebiges Popowackeln bestimmt.
Eine Atempause gibt es mit "Everything Is Beautiful", geschrieben von Keane-Kuschelprofi Tim Rice-Oxley. Hier zeigt sich allerdings auch eine Schwäche des Albums: Produzent Stuart Price (der auch für Madonnas "Confessions On A Dancefloor" verantwortlich war) und seine Kollegen achten so sehr auf eine einheitliche Linie, dass selbst diesem langsamen, friedlichen Stückchen ein aufdringlicher, fast störender Beat verpasst wurde.
Allzu lange kann man sich darüber aber auch nicht ärgern, denn es geht zurück auf die Tanzfläche. Der Titeltrack "Aphrodite" zeigt Minogue wieder in Höchstform: Untermalt von Marschtrommeln verkündet sie ihre Rückkehr - "Aphrodite" ist wohl das Comeback-Album, das "X" hätte werden sollen.
Insgesamt aber präsentiert sich der zweite Teil des Albums wieder recht stromlinienförmig, nur "Better Than Today" hebt sich mit recht unterhaltsamen Scissor-Sisters-Anklängen ein wenig ab. Tatsächlich war Scissor-Sisters-Frontmann Jake Shears auch an Minogues Album beteiligt - aber an dem eher konventionellen "Too Much". Zum Schluss drehen Minogue und Produzent Price mit "Can't Beat The Feeling" noch einmal auf - und wenn danach der CD-Player verstummt, ist das auch ein bisschen wie am Ende einer Clubnacht: Man kann sich längst nicht an alles erinnern, aber man hatte seinen Spaß dabei.