Es ist eine dieser Erfolgsgeschichten, die kein Erwachsener so recht nachvollziehen kann und die Eltern kopfschüttelnd zurücklässt. Aber ähnlich wie Tokio Hotel bringt Christina Klein aka LaFee inzwischen auch im Ausland mit ihrem düster angehauchten Rockpop Teenies zum Ausrasten. Und zum Lernen deutscher Texte. Dass die beiden Acts damit momentan zu den wichtigsten heimischen Kulturexporten zählen, ist durchaus eine nette Randnotiz. Auf- oder gar besorgniserregend muss man diese Tatsachen jedoch nicht finden. Dazu ist auch LaFees drittes deutschsprachiges Album "Ring frei" harmloser als es sich nach außen hin gibt. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Das Erfolgsrezept von LaFee ist seit jeher denkbar einfach gestrickt. Die 18-Jährige gibt sich stets ein wenig aufsässig, selbstbewusst und hat bei Bedarf immer einen markigen Spruch auf den Lippen. Und redet - vor allem in der Selbstwahrnehmung - stets Klartext. So viel ungekünstelte Ehrlichkeit kommt bei den Teenagern eben an. Genauso wie die thematische Bandbreite auf "Ring frei". LaFee singt über Liebe, Eifersucht, Betrug, Rache und nicht zuletzt - über die Unsicherheiten und Ängste, die mit dem Erwachsenwerden einhergehen. Alles sehr unspektakulär.
Denn auch über ihr - vor allem äußerlich sichtbares - Spiel mit Elementen aus der Gothic-Szene muss man sich inzwischen wohl kaum noch erregen. Die paar abgegriffenen Gitarren-Riffs hier, die düster dräuenden Streicher dort, die Melodien, die in ein fein synthetisches Mainstream-Pop-Gewand gepackt werden ... - das alles ist der Erwähnung kaum noch wert.
Ein je nach Einstellung kleines bis mittleres Ärgernis ist höchstens noch die überzogene Selbsteinschätzung LaFees. Den Titelsong ihres neuen Albums bezeichnet sie selbst als "Kampfansage" an Lästerer und Kritiker, die sie als One-Hit-Wonder und Püppchen abschreiben wollten. "Pisst du mir ans Bein / Dann piss ich zurück / Du kriegst mich nicht klein / Pass auf, die Bombe tickt", heißt es dort. Ein paar kleine Fäkalsprüche, ansonsten lyrische Allerweltsfloskeln und viel überzogenes Pathos, zu dem die vermeintlich brachialen Metal-Riffs erheblich beitragen - viel mehr ist da nicht.
Dem eigenen Anspruch, kompromisslos Klartext zu reden, kommt LaFee auch an anderer Stelle kaum nach. Wenn sie über Jungs singt, die "Nur das eine" wollen, drückt sie sich davor, das Kind beim Namen zu nennen. Möglichst schnell zum Gipfel gehen zu wollen - das ist die Umschreibung für den Drang männlicher Jugendlicher nach Sex. Wie schon erwähnt: Wirkliche Sorgen machen braucht man sich wegen LaFee nicht.