Ausnahmsweise besitzt der Titel keine tiefer gehende Bedeutung. Im Gegensatz zum letzten Album "Damaged", bei dem nicht nur textlich die überstandene Krebserkrankung von Lambchop-Sänger und -Mastermind Kurt Wagner durchschien. Oder "Thriller", das in Anlehnung an Michael Jacksons Überalbum augenzwinkernd auf den Schritt vom verschrobenen Slow-Motion-Country-Ensemble zum Soul-Pop-Orchester hinwies. "OH (ohio)" entbehrt jeglicher bedeutungsschwangerer Verweise. Es ist einfach: das zehnte Album der Band aus Nashville. Und erneut ein großer Wurf. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Bei anderen Bands und Künstlern stellt sich ja oftmals schon beim zweiten oder dritten Album die Frage, welche Relevanz ihre Musik noch hat. Lambchop hingegen schaffen es erneut, ihr musikalisches Koordinatensystem wieder ein Stück weiter zu verschieben, auch nach 15 Jahren immer noch spannend zu klingen. Denn auf seinem künstlerischen Weg hat das Kollektiv aus Nashville sich immer weiter von strengen Country-, Soul- und Folk-Korsetten befreit, seinen Sound bis zur einer gewissen popaffinen Schwerelosigkeit fein ziseliert.
Nach dem eher nachdenklich-düsteren "Damaged" scheint es fast, als hätte Songwriter Kurt Wagner nun die absolute, wunderbar erträgliche Leichtigkeit des Seins entdeckt. Auf "OH (ohio)" spielen Lambchop im Titelsong mit Elementen des Latin Jazz, lassen Easy-Listening-Bläsersätze ("Of Raymond") erklingen. Und auch ohne jeglichen Mitsingrefrain ist "National Talk Like A Pirate Day" der schönste und unbeschwerteste Popsong der Band seit "Up With People" aus dem Jahr 2000.
Selbst eine Leonard-Cohen-artige, eher getragene Piano-Ballade wie "Please Rise" trübt die Stimmung nicht, fügt sich dabei nahtlos in das abermals verfeinerte Lambchop-Klangbild ein. Und das alles ganz ohne Augenzwinkern oder unheilsschwangere Textebenen. Dafür aber mit umso mehr Bedeutsamkeit.