Auf den Spuren von Dylan und Beck: Bei Langhorne Slims dritten Album "Be Set Free" trifft das Statement einer Plattenfirma ausnahmsweise den Nagel auf den Kopf. Denn der Endzwanziger Sean Scolnick, der sich nach seiner Heimatstadt Langhorne, Pennsylvania, benannt hat, erreicht mit seinem aktuellen Longplayer eine musikalische Qualität, die bereits mit den oben genannten Vorbildern souverän mithalten kann. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
In die knapp 39 Minuten Spielzeit packt Langhorne Slim eine wahrlich ausschweifende Fülle an Abwechslungsreichtum. Der Songschreiber und seine Mitmusiker definieren in jedem Song eine neues Koordinatensystem an abendfüllenden Klängen, deren Eckdaten aus Gospel, Blues, Folk, Americana und Pop zusammengeschustert werden.
Bedächtig instrumentiertes Klang-Gut wechselt sich mit opulent arrangierten Geschichten ab, es entsteht eine kaum zu trennende kulturelle Ebene aus den Einflüssen besten Storytellertums; Springsteen, Dylan, Woody Guthrie - Langhorne schmeißt die Elemente, die ihm an seinen Lehrmeistern am meisten imponieren, in den Mixer und rührt kräftig um. Gerade Springsteen scheint im Eröffnungtriple "Back To The Wild", "Say Yes" und "I Love You, But Goodbye" allgegenwärtig. Die Band rockt auf den Wurzeln ureigenster amerikanischer Musik herum, Glockenspiel- und Piano-Interlude blitzen kurz auf.
Treibender Soul und Boogie kommunizieren in "Cinderalla" problemlos miteinander und preschen vor an den Bühnenrand. Der behäbige Titelsong bricht immer wieder ins Hymnische weg, lakonisches Gebläse bricht durch die Steel-Guitar, während die Band den Rhythmus drischt und Mr. Slim die Worte herausschreit. Groß. "For A Little While" zelebriert weißen Soul, der auf düstere Herbstnachmittags-Lyrik trifft, dazu erspielt sich die Band einen Kosmos aus Groove und stoisch scheppernden Beats. Und immer wieder lässt Langhorne Slim sein Folk-Verständnis auf schräg auf die Erde aufschlagende Gitarrensoli, mit Passion gespielte Schlagzeugfiguren und singende Streicher prallen.
Die angehäufte Disziplin der Band scheint irgendwann unter dem Druck der epischen Wucht über Bord zu gehen, doch Bandleader Slim hält die Zügel fest in der Hand: Hier geht nichts verloren - alle Energie dient dem zu erzählenden Song und kommt wohlbehalten am Ende des Stückes an. Mit "Be Set Free" hat Langhorne Slim sein bisher stärkstes Album abgeliefert, vielleicht wird das mal ein ganz Großer. Das Zeug dazu hätte er.