Portland, Oregon, gelegen im äußersten Nordwestzipfel der USA, ist ein Naturparadies zwischen Pazifischem Ozean, ausgedehnten Wäldern und Bergriesen. Wie zauberhaft die Landschaft in jenem Winkel der Welt ist, kann man während der Winterolympiade im kanadischen Vancouver bestaunen, was auch nur wenige hundert Kilometer entfernt liegt. Die Landschaft im Nordwesten des amerikanischen Kontinents hat die Musik der studierten Geologin und Songwriterin Laura Veirs von jeher geprägt. Naturmetaphern durchziehen die Lyrik der unaufgeregt-sympathischen Brillenträgerin, nicht selten sorgen sie gar für das Konzept ganzer Alben. "Salt Breakers", der sehr empfehlenswerte Vorgänger, erzählte Geschichten, die das Salz des Meeres mit jenem menschlicher Tränen verknüpften. Nun hat Laura Veirs mit "July Flame" eine wunderschöne Sommerplatte aufgenommen, die man aufgrund ihrer sanft schmeichelnden Wärme aber auch unbedingt für kalte Winterabende empfehlen kann. ~ Eric Leimann (teleschau) aufklappen »
Warum nicht mal ein Album nach einer Pfirsichsorte benennen? Als Laura Veirs auf dem Markt im heimischen Portland jene süßen Früchte erspähte und kostete, ließ sie sich vom samtigen Obst zu ihrem siebten Longplayer inspirieren, welcher mit Titeln wie "Sun Is King", "Summer Is The Champion" oder eben "July Flame" keine Fragen offen lässt, von welchen Naturerlebnissen hier berichtet wird. Die notorisch unterschätzte Songwriterin erzählt auf dieser Wohlfühlplatte mit Tiefgang vom Geruch des Holzfeuers und von endlosen, warmen Nächten, wie sie nur im entbehrungsreichen Norden so euphorisch gefeiert werden. Wer einmal einen makellosen Sommertag an einem - sagen wir - schwedischen Badestrand erlebt hat, weiß, wovon die Rede ist und wie sich kollektives Naturglück anfühlt.
Auf "July Flame" besingt Laura Veirs allerdings auch einen nachdenklichen, zurückgenommenen Sommer. Die Instrumentierung der 13 Songs, die wie immer unter der sensiblen Produktion von Lebensgefährte und Mitmusiker Tucker Martine entstanden, ist ruhiger als die des weitaus satter instrumentierten Vorgängers. "July Flame" wird von sanftem Gitarrenpicking, wunderbar sphärischen Chören und verhallten Pianoklängen getragen. Der bezaubernd klaren Mädchenstimme Laura Veirs steht in einigen Songs das hoch-heisere Organ von My-Morning-Jacket-Sänger Jim James zur Seite. Der Viola-Künstler Eyvind Kang zeichnet herzerwärmende Improvisationen und auch der Arrangeur Steve Barber hat einige wunderbare Partituren für Streichquartett geschrieben, was den folkigen Grundcharakter von Laura Veirs Songwriting auf spannende Art erweitert.
Überhaupt fällt es schwer, Laura Veirs als eine der Folktradition verpflichtete Americana-Songwriterin unter vielen zu bezeichnen. Denn ihre Qualität als Komponistin, ihre wunderbare Lyrik und der musikalische Blick über den Tellerrand sämtlicher Musikgenres hebt sie mindestens auf das Level von weitaus publikumswirksameren abgefeierten Musikerinnen wie zum Beispiel Cat Power.