Farewell Good Night's Sleep

Schmachtnummern wie "The Reason Why My Heart's In Misery" und "Little By Little" beschwören nicht nur die Klangfarbe, sondern auch das Pathos, die Romantik und das vermeintlich unschuldige Verlangen des Nashville Country, - gleichwohl ohne in seine Kitschfallen zu tappen. Sollten die Songs von Lay Low tatsächlich das amerikanische Formatradio erreichen, dann hätte ihre Wirkung viel von einer Läuterung. Aufrecht und anrührend naiv belehnen die von schönstem Pedal-Steel-Spiel ummantelten Elegien das Erbe einer Dolly Parton oder Loretta Lynn und verlieren doch nie den isländisch-elfenhaften Touch.

Das gewitzte "My Second Hand Heart" könnte ein Hank-Williams-Cover sein. Im geisterhaften "Why Do I Worry" flüstert Frau Sigrunardottir den Blues wie eine schlafwandelnde Holly Golightly, um einem im gehauchten "Days Have Been" zu Gitarrenpicking gleich darauf das Herz zu brechen. Und mit dem abschließenden Trostgesang "The Country Ballad" hilft die zarte Fee auch dem gebrochensten Cowboy zurück aufs Pferd. Bei aller musikalischen Traditionspflege: "Farewell Good Night's Sleep" ist am Ende viel mehr als ein Genre-Album, ein Sparten-Produkt. Es ist der kindliche, in Country gegossene Märchentraum von einer Reinheit und Unverfälschtheit, die es nicht gibt und nie gegeben hat.