Seine 15 Minuten Ruhm hatte sich Peter Kowalczyk wohl anders vorgestellt. Die Bühne wollte er erobern, im Rampenlicht stehen, die Welt mit seiner Stimme verzaubern. Doch die Jury der britischen Talentshow "X-Factor" machte ihm einen Strich durch die Rechnung und wies ihn 2006 ab. Vor wenigen Wochen schaffte es der 29-Jährige schließlich doch noch, die Aufmerksamkeit der Weltpresse zu erregen - indem er Leona Lewis, strahlende Siegerin erwähnter Casting-Show, bei einer Autogrammstunde ins Gesicht schlug. Während Kowalczyk nun auf seinen Gerichtstermin wartet, bringt Leona Lewis ihr zweites Album "Echo" heraus. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Vom blauen Auge einmal abgesehen, hätte Leona Lewis eigentlich allen Grund, "Happy" zu sein: Ihr Debütalbum "Spirit" verkaufte sich weltweit rund sieben Millionen mal, die Single "Bleeding Love" führte 2007 in über 30 Ländern die Charts an, sie durfte in Peking bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele singen, und die Tierschutzorganisation PETA wählte die Britin zur "Person des Jahres 2008".
Doch die schwermütige Powerballade "Happy" kündigte vorab bereits an, dass auch "Echo" nicht vor Lebensfreude sprudeln würde. Einmal mehr tat sie sich für die Single mit OneRepublic-Sänger Ryan Tedder zusammen, der ihr mit "Bleeding Love" bereits einen Superhit verfasste. Er ist nicht der Einzige, der für die 24-Jährige zur Feder griff: "I Got You" versichert der schwedische Hitschreiber Max Martin, "Don't Let Me Down" fleht Justin Timberlake im Hintergrund und Kevin Rudolf ("Let It Rock") schrieb ihr einen "Love Letter". An "Can't Breathe" tüftelten neben der Sängerin selbst noch sage und schreibe sechs andere Texter.
Und dennoch: Besonders ausgefeilt klingt "Echo" nicht. Das Gros der Titel geht über 08/15-Pop nicht hinaus, wirkt uninspiriert und billig produziert. Nur selten erhält die Casting-Entdeckung die Gelegenheit, ihre kräftige Soulstimme richtig zu entfalten. Ihr Potenzial wird gnadenlos verschenkt - und das ist ausgesprochen ärgerlich. Denn nachdem Leona Lewis schon für ihre Berühmtheit Schläge einsteckte, sollte die Arme nicht auf noch wegen unausgereiften Tracks Prügel beziehen müssen.