Wer fiepst denn da so schön? Nein, nicht die unzähligen Amseln, Drosseln, Finken und Meisen sind's, die das blumenbekränzte Ohr umflöten, besurren und -zwitschern. Sondern Lisa Ekdahl, die sich nur eines für den wunderschönen Mai wünscht: "Give Me That Slow Knowing Smile". ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Zugegeben: Ekdahls Stimme, oder zumindest ihre Technik, ist grenzwertig. Würde man Bob Dylan am Heliumballon inhalieren lassen und dieses Ergebnis dann mal frühe Madonna multiplizieren (zu Zeiten, in denen sie noch gequetscht und geknödelt hat), durch Coralie Clément teilen (vom Flüster-, Säusel- und Hauchfaktor her) und dann dazu die Wurzel aus Stacie Orricos Näsel-Element ziehen, dann hätte man ungefähr Lisa Ekdahls Gesang errechnet. Die Hauptrolle auf "Give Me That Slow Knowing Smile" aber spielt nicht unbedingt die Stimme.
Denn obwohl der Gesang nach vorne gemischt wurde, scheint er sich den zarten und sanften musikalischen Ideen perfekt unterzuordnen. Lisa bewegt sich meist im erzählenden Stil des französischen Chansons mit dezenten Folk-Anspielungen ("Give Me That Slow Knowing Smile", "I Don't Mind"). Hin und wieder tendiert sie mehr Richtung Singer/Songwriter ("I'll Be Around", "Beautiful Boy") oder lässt den Folkgaul kräftig wiehern und auch mal mit sich durchgehen ("When"). Andere Songs ähneln nächtlichen Frau-am-Lagerfeuer-Sessions ("One Life", "Sing"), dann wieder übernimmt das Klavier die Hauptrolle und erinnert an Vonda Shepard und Konsorten ("The World Keeps Turning"). Liebliche Lullabys mit Piano, Zupfgitarre und sanftem Instrumentarium ("Don't Stop") runden das zart-mürbe Kunstwerk ab.
Wohlgemerkt: Alles mit dieser gehauchten, lädiert-fragilen, kindlichen Mickey-Maus-Stimme gesungen, die Lisa Ekdahl hin und wieder auch mal ganz wegbricht. Wenn man diese Art zu singen mag, wird man ziemlich viel Freude an den kleinen, zarten musikalischen Perlen der schwedischen Chanteuse entwickeln. Für alle anderen Musikfreunde wirken manche Strecken womöglich unfreiwillig komisch.