Früher, wenn jemand mit Katalogkeyboards und Kinder-Drum-Computer Musik machte, hieß das "Da da da" und stammte von Trio. Heutzutage heißt ein nicht minder bekannter Song mit solch minimalen Zutaten "Neapolitan Dreams" und verschönt den Werbespot eines Mobilfunkanbieters. Er stammt von der erfrischenden Singer/ Songwriterin Lisa Mitchell und findet sich auf ihrem zauberhaften Debüt-Album "Wonder", das dank hohem Niveau und unglaublichen Charme für weitere zauberhafte Überraschungen sorgt. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Erst 19 Jahre alt ist Lisa Mitchell, und vom Ausstrahlungsfaktor her kann sie sich mit Lily Allen und Gabriella Cilmi in eine Reihe stellen. Was sie allerdings von Pop-Girlies wie Ashley Tisdale und Nicole Scherzinger unterscheidet, ist ihre musikalische Vorbildung: Die Australierin verarbeitet Einflüsse wie Cat Stevens, Ani DiFranco oder Van Morrison in ihren Songs.
Kreuzt man diese mit dem Soundtrack von Amélie, stellt sich eine mädchenhafte Stimme dazu vor und addiert einen Hauch Lolita, zieht, dreht, vermengt und dreht noch einmal, dann ergibt das Ganze ein Seil, einen Strang, einen roten Faden. Oder auch ein rosa Tau, auf dem Lisa Mitchell mit Prinzessinnenkleid und Punkfrisur, mit kindlichen Schneewittchen-Ballettschuhen und zerrissenen Schlampenstrümpfen tanzt. Sie dreht eine verträumte "Pirouette" und trudelt rockig durch die Offbeats von "Sidekick". Lisa Mitchell besucht die minimalistisch ausgestattete "Coin Laundry", schwingt sich im Dreiertakt durch das surrealistische "Valium" und beschwört Folkfantasien im wundervollen "Clean White Love", dem Ohrwurm des Albums schlechthin.
Ihr reichhaltiges Instrumentarium, das sie in Einzelteilen sowohl für karg, sparsame, aber auch für extrem opulent gefütterte Tracks nutzt, schließt Honky-Tonk-Piano, Klavier, Orgeln, Akkordeon, die gute alte Wurlitzer, Vibrafon, Gitarren aller Arten, Bass, Schlagwerk, Bläser, Chöre und Streicher mit ein. Dazu kommt Lisas Songwriting, das extrem breit gefächert ist, kultiviert aber auch ein bisschen verrückt wirkt - fast wie ein prallvolles Füllhorn voller bunter Spielsachen und Kaleidoskop-Splitter, das sie mit vollen Händen ausschüttet. Ein bemerkenswertes Debüt!