Es fehlen die Blumen im Haar. Ohne Accessoires kräuselt sich Lissies blonde Mähne auf dem Cover im Wind. Dabei hätten Blumen so gut gepasst. Denn was diese junge US-Amerikanerin mit ihrem Debüt "Catching A Tiger" bietet, sind jene Sorte Songs, die gut in die Zeit der Blumenkinder gepasst hätten. Womöglich waren Lissies Eltern wahre Hippies, wer weiß? Auf jeden Fall wehen durch ihre Lieder der unbedingte Drang nach Freiheit, ein wenig Wildheit und sehr viel Natürlichkeit. In Hippiezeiten wäre es eines von vielen Alben gewesen, heute ist es die pure Erfrischung. ~ Nina Hortig (teleschau) aufklappen »
Dieses Mädchen aus dem Mittleren Westen will nicht gefallen. Das hört man bereits in den ersten Takten des Openers mit dem geschmeidigen Titel "Record Collector". In der Stimme und den Zeilen der sommersprossigen Blonden liegt jede Menge Trotz. Aufmüpfig spuckt, schleudert oder raunzt sie einem die Worte entgegen.
Eigenwillig ist auch das Spektrum der Songs: Von zigeunerhaft beschleunigendem Straßensound (das bereits erwähnte "Record Collector") über metronomisch gesprochenem Liebeskummer ("When I'm Alone") bis hin zu stringentem Pop ("Cuckoo") lockt Lissie einen immer wieder auf neues Terrain.
Was allen Songs gleich ist, ist Lissies Übermut und Verspieltheit. Ungezwungen heult sie immer wieder Indianer-ähnliche Gesänge ins Mikrofon. Was Lissie singt, kommt aus tieferen Sphären als einem perfekt ausgestatteten Studio. Rau und ungeschminkt, wie die Künstlerin sich auch auf dem Cover gibt. Das alles ist nicht so gar nicht darauf ausgelegt zu gefallen, und gefällt dabei umso mehr.