Liza Minnelli besitzt zweierlei: eine großartige Stimme und einen wunderbaren Humor. Ersteres dürfte allgemein bekannt sein, Zweiteres wird deutlich, wenn man sich den Opener ihres neuen Albums "Confessions" anhört: Da erzählt die Oscar-, Emmy- und Grammy-Preisträgerin unter anderem, dass sie noch nie Wein getrunken habe. Warum auch, es gäbe schließlich Gin. Bemerkenswert ist das vor allem, weil Minnelli mehr als einmal mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. ~ Andy Müller-Markowski (teleschau) aufklappen »
Der Beinahe-Titeltrack ("Confession") wurde einst von der großen Broadway-Künstlerin Judy Holliday gesungen - und entstand zu einer Zeit, in der jene mit Liza Minnellis Vater, dem berühmten Regisseur Vincente Minnelli zusammenarbeitete. Eine Anekdote, die einiges über das Leben der Sängerin aussagt, zumal ihre Mutter nicht minder prominent war: Judy Garland galt viele Jahre lang als bestbezahlte Bühnenkünstlerin der Welt. Minnelli wuchs also in Hollywood auf, mitten im Herzen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Dass sie spätestens 1972 mit "Cabaret" selbst zum Superstar wurde, war nicht unbedingt ein Zufall, sie selbst legte aber die Grundsteine: Kürzlich feierte sie ihr 60. Bühnenjubiläum.
"Confessions", das glaubt man der Sängerin und Schauspielerin gerne, ist weniger ein weiterer Schritt in einer Karriereplanung als eine Herzensangelegenheit. Immer wieder, so erzählt sie, habe sie an Wochenendabenden mit Freunden und Bekannten am Flügel gesessen und Material des "American Songbooks", also Jazz- und Musical-Klassiker der 20er- bis 50er-Jahre, nachgespielt. Einige davon nahm sie gemeinsam mit ihrem Pianisten Billy Stritch auf, während sie sich zu Hause von einer Knieoperation erholte. Neben recht bekannten Songs wie "This Heart Of Mine", das bereits ihre Mutter sang, oder Etta James' "At Last" finden sich auf der Platte auch allerhand Geheimtipps. Gemein ist allen Stücken der reduzierte Ansatz. Ein Klavier. Selten eine Rhythmusgruppe. Und diese warm schmelzende, so erwachsene Stimme. Mehr braucht's nicht, und das ist faszinierend. Schade ist nur dass die illustre Gästeschar ihrer Gesellschaften - sie selbst nennt unter anderem Tony Bennett und Janet Jackson - nicht auch für die Aufnahmesessions eingeladen wurden.