We Are Beautiful, We Are Doomed

Klar, die jugendliche Euphorie des Debüts, das gewisse Maß an Dilettantismus und Naivität war ein willkommener Indie-Pop-Adrenalinstoß. Die musikalische Gleichberechtigung aller sieben Mitglieder, das bunte Kollektivtreiben, das Los Campesinos! zahlreiche Vergleiche mit Broken Social Scene einbrachte, führte aber auch an einigen Stellen durch die schiere Ideen- und Instrumentenanzahl zur Atemnot. Und obwohl die Band ohne jede Verschnaufpause weitergearbeitet hat und "We Are Beautiful, We Are Doomed" in nur zwölf Tagen aufnahm, klingt ihr neues Album etwas weniger ruhelos.

Oder anders ausgedrückt: Los Campesinos! nehmen sich selbst ein wenig zurück, etwas Tempo raus und lassen ihren Songs mehr Struktur und Raum. So hat "Documented Minor Emotional Breakdown #1" stellenweise ein wenig von der Schluffigkeit ihrer Vorbilder Pavement. "Heart Swells / Pacific Daylight Time" erinnert an die atmosphärisch-dichte Stille von Mogwai-Akustiknummern. Und mit "Ways To Make It Through The Wall" gelingt Los Campesinos! ihr bislang kohärentester Punk-Pop-Song. Fast schon richtig radiotauglich.

Aber nur fast. Denn auch "We Are Beautiful, We Are Doomed" fiedelt, trötet, quietscht, plärrt, verzerrt. Und wie beim Vorgänger das alles auch gerne zur gleichen Zeit. Dennoch: Diese Lieblings-Anarcho-Indie-Poptruppe wird etwas erwachsener. Und immer besser.