Die Lostprophets wissen, was sie wollen. Oder besser: was sie nicht wollen. Die ersten Ergebnisse des Albums wurden komplett "in die Tonne gekloppt". So drückt es ihre Plattenfirma aus, die über den Entscheid kaum erfreut gewesen sein dürfte. "The Betrayed" in seiner finalen Form entschädigt jedoch für Mühen und Umwege. Die Waliser hatten offensichtlich den richtigen Riecher. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Weg von den Produzenten, raus aus Los Angeles. In ihrer Heimat Wales atmeten sie durch. Dann ging es zurück, am Mischpult hatte diesmal mit Stuart Richardson ein Mann aus den eigenen Reihen das Sagen. Natürlich klingt das vierte Album des Quintetts deswegen nicht wie eine Garagenaufnahme. Im Gegenteil: Der Klang fördert die Vielseitigkeit der Musik, fügt Nuancen hinzu, lässt sie in besonderen Momenten abdriften ("The Light That Shines Twice As Bright ...") und gibt ihr die Sicherheit, dass jegliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Jungs unbegründet sind. Auch wenn sie erneut trendbewusst und bisweilen poppig zu Werke gehen.
"It's Not The End Of The World, But I Can See It From Here". Dafür, dass das Ende der Welt in Sicht ist, sind die Lostprophets verdammt gut drauf. Nicht nur diese erste Single, sondern auch "For He's A Jolly Good Felon" oder "Streets Of Nowhere" sind von einer Unbekümmertheit, die in spannendem Kontrast zum eher düsteren Passepartout steht, welches sich um "The Betrayed" legt. "If It Wasn't For Hate, We'd Be Dead By Now" heißt der Opener, das darauffolgende "Dstryr/Dstryr" gebärdet sich hysterisch-übermütig. Aber: "Everything you destroy, we replace". Ehrenwerte Einstellung. Besonders, wenn man selbst der Zerstörer ist. Das Wechselbad der Emotionen ist angerichtet.
Ein letztes Zitat: "Everywhere that I go, misery will follow" heißt es in "Darkest Blue". Die Verzweiflung verschafft sich musikalisch Platz, Grund zur musikalischen Verzweiflung indes gibt es nicht. Vergleiche mit Referenzen wie Faith No More haben an Aussagekraft verloren, längst ist es nicht mehr von Bedeutung, ob es Rock oder Metal heißt, was auf den Tisch kommt. Das emotionale Spektrum reicht von U2 über Muse bis Rage Against The Machine. Ein weites Feld, auf dem sich die Lostprophets gut zurechtfinden.
Lostprophets auf Deutschland-Tournee
14.04., Wiesbaden, Schlachthof
18.04., Berlin, Columbia
19.04., Hamburg, Markthalle
21.04., Köln, Live Music Hall
22.04., München, Theaterfabrik