Youth Novels

Isolation bestimmt das Leben von Lykke Li. Schon als Jugendliche hatte sie das Gefühl, dass sie mit ihren Altersgenossen nichts anfangen konnte. Statt der aktuellen Hits, hörte sie Edith Piaf und flüchtete sich ins Tanzen, ihrer Lieblingsbeschäftigung, wenn sie die Welt nicht mehr verstand. Lykke Li besitzt eine verletzliche Seele, die sie auf "Youth Novels" nach außen stülpt und sichtbar macht. Schutz bieten ihr nur die Melodien, die sie um sich wie ein Kokon gesponnen hat.

Lykke Li hantiert auf ihrem Debüt mit allerlei ungewöhnlichen Tönen. Selbst ein fast schon in Vergessenheit geratenes Theremin findet in ihren Stücken Platz. Zwar nähert sie sich mit den Stücken "I'm Good, I'm Gone" und "Little Bit" den gängigen Popstrukturen, setzt diese aber im selben Moment durch unkonventionelles Arrangement außer Kraft. Hier trifft Björks Surrealismus und Verletzlichkeit auf Feists Musikverständnis. Und über allen thront Lis einzigartige Stimme - sehnsüchtig, verletzlich und immer etwas der Welt entrückt. So, als ob sie sich im Halbschlaf befände, jenem wundersamen Zustand, wo die Realität vor einem zu verschwimmen scheint und langsam in den Traum übergleitet.

"Youth Novels" wandelt zielsicher zwischen elektronischen Kleinoden und folkigen Kompositionen. Es benötigt allerdings zwei bis drei Anläufe, bis man Lykke Li und ihre Musik zu verstehen beginnt. Dann macht es aber zusehends Spaß, weitere Details in den 14 Stücken zu entdecken. Das größte Glück für den Hörer aber ist, dass er einer Künstlerin zuhören darf, die bei all ihren Songs ganz bei sich selbst ist - ein höchst intimer Moment, wie es ihn heutzutage nur noch selten gibt.