Die Mitgliedschaft bei der Dreampop-Band Azure Ray, die sie 2005 verließ, gehört wohl so langsam der abgeklärten Vergangenheit an. Immerhin präsentiert die Singer-Songwriterin Maria Taylor mit "Lady Luck" ihr drittes Solowerk, welches sich erneut einen weiteren Schritt vom früheren elektronischen Unterbau entfernt. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Der Titeltrack gibt auf diesem Album den Auftakt und ist gleichzeitig auch einer der intimsten Gitarre-Gesang-Songs der CD. Er macht erst am Ende den Weg frei für mehr Instrumentarium. Soll wohl so was wie ein selbstbewusstes Statement sein. Frau Taylor aus Alabama, USA, macht eben nicht Musik für jedermann.
Nach ihrem Rat soll man sich beim ersten Hören in einen dunklen Raum mit Kerzen und Kopfhörer zurückziehen, und in horizontaler Lage das Album erkunden. Aber so richtig traurige Kerzenscheinstimmung verbreitet der auch schon mal unter "Alternative Country" abgestempelte Sound der Amerikanerin gar nicht. Viel eher schwingt sich die Platte schnell zu fröhlich-empfindlichem Sommerpop auf, der sich hin und wieder trotzdem ihre melancholischen Momente leistet. In guter Laune verharrend wird ausgiebig mit Sounds gespielt. Schlagzeug, Gitarren und Tastenflächen umspielen Taylors traditionelle, warme Stimme. In stilleren Momenten wie "Broad Daylight" wird gar ganz dick aufgetragen. Mit Streichersätzen und flirrenden Sounds wird die Klanglandschaft mit weicher Watte umhüllt, während Taylor in den hohen Falsett-Gesang verfällt.
Nach zehn Songs ist die Bekannte und Aushilfs-Drummerin des hochverehrten Indie-Gurus Conor Oberst dann auch schon wieder fertig. Sie hat noch Michael Stipe von R.E.M. für die letzte Nummer "Cartoons And Forever Plans" ans Mikro holen können und ein gesundes, sehr eingängiges Folk-Pop-Album vorgelegt. Von der oberflächlichen Leichtigkeit des Materials sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, es birgt nämlich durchaus genug Tiefgang, um anspruchsvolleren Hörern einen weiteren Durchgang zu genehmigen.