Neue Regel bei Maroon: Wenn dir irgendein Fan auf irgendeiner Tour irgendein T-Shirt irgendeiner Band schenkt - Vorsicht. Es könnte heiß sein. Kontaminiert sozusagen. Frontmann Andre Moraweck bekam das buchstäblich am eigenen Leib zu spüren. Er streifte das Geschenk über und roch dabei das politisch Dunkle des fortan auf seiner Brust getragenen Bandnamens "Ornaments Of Sin", einer rechten Black-Metal-Band, nicht. Die Folge: Es brauchte eine offizielle Entschuldigung, um den Schaden zu begrenzen. Leichtsinn kann fatal sein. Auch eine Erkenntnis, wenn es für eine Band nach oben geht. Genau dorthin zeigt "Order". ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Verbunden mit der Hoffnung, dass die Nordhausener künftig nur noch politisch ehrenwerte Signale aussenden, wird zu der erfreulichen Feststellung gewechselt, dass Maroon ihre musikalischen Kleidungsstücke sorgfältig auswählen. Applaus, Applaus, der Leichtsinn sprang nicht über. Sänger Andre schmeißt den Namen Metallica in die Runde, die Vielfältigkeit wird ausgebreitet, bis von Metalcore keiner mehr sprechen will. Was nicht heißen soll, dass die ungebändigte Wut auf der Strecke blieb. Denn Schlagbohrer für den Aggressionsabbau gibt es genug; "Stay Brutal" und "Bombs Over Ignorance" und der Black Metal von "Children Of The Next Level" sind nur die auffälligsten unter ihnen.
Solcherlei Eintöpfe bleiben im Futterbereich für hungrige Hartwurstfreaks. Potenzial für eine den Stücken übergeordnete Faszinationsebene wirft am ehesten die durchgängig bedrohliche Grundhaltung ab, was bezeichnenderweise immer dann offensichtlich wird, wenn Maroon auch anders können als ballern. "Bleak" mit seinem beklemmend-befreienden, tatsächlich an die Titanen von Metallica erinnernden Wechselbad der Gefühle oder der Rausschmeißer "Schatten", dessen Text auf einem der "Kindertodtenlieder" von Friedrich Rückert basiert, sind aufregender als ähnlich gestaltete Stücke aus der Vergangenheit ("Some Goodbyes Are Farewells") und aufregender als der Großteil von "Order".