Der MTV-Award als erfolgreichste dänische Sängerin 2009? Sicher nur der Anfang sein für jemanden, der eine internationale Karriere als Dance-Act vorhat. Nachdem Medina im übersichtlichen Nachbarland bereits viele Monate die Charts für sich einnahm, stellt sie sich nun dem internationalen Publikum vor. Was bedeutet, dass "Welcome To Medina" ein Zusammenschnitt des bisherigen Schaffens der Musikerin ist, für die Hüften schütteln und sich lasziv im Takt räkeln scheinbar nicht genug ist. ~ Claudia Nitsche (teleschau) aufklappen »
Dabei steht das in der Branche, die die Tanzflächen zu füllen hat, keinesfalls unter Strafe. Bei der 27-Jährigen, die dem Jugendwahn widersteht und sich betont fraulich gibt, ist vieles hausgemacht. Sie bestimmt wesentlich mit, wie ihre technoid angehauchten Dancefloor-Pop-Tracks klingen. Fast als Folge davon erscheint es stimmig, dass Medina nicht nur Wortfetzen aufsagt, sondern verhältnismäßig viel Text einbringt. Als wollte sie den gemeinen Popkontext aufbrechen und mit einem Grundgerüst aus elektronischer Tanzmusik versehen. Etwas unglücklich ist in diesem Zusammenhang ihr Versuch, verschiedene Stimmungen, gar Atmosphäre transportieren zu wollen. Partymusik bleibt Partymusik. Und so eingängig ein Track wie "Welcome To Medina" ist, ihn simpel zu nennen, wäre wirklich geschmeichelt. Dafür ist er funktional.
Und das funktioniert ja auch: In Dänemark hat Medina, die keinen Künstlernamen verwendet, bereits zwei Alben abgeliefert. "Welcome To Medina" fasst daher im Wesentlichen ihre Arbeit der letzten drei Jahre zusammen. Die englische Variation ihres Hits "Kun For Mig" namens "You And I" landete in England bereits auf Platz eins der Dancecharts. Der Track ist wenig markant, könnte auch schon vor zehn Jahren veröffentlicht worden sein. Simpel stampfend, freundlich groovend, verhalten pumpend, nie aufdringlich, untermalt von ihrer rauchigen Stimme.
Auch wenn ihre erfolgreiche Single "Kun For Mig" auf dänisch war, arbeitete die Dänin von Anfang an eigentlich mit der englischen Sprache. Typisch dänisch ist an übrigens wenig: Der chilenische Vater präsentiert sich optisch als der überlegene Part. Womit man wieder beim Äußeren wäre: Die Hüfte schütteln, sich gekonnt Räkeln gehört, das durchaus zum Repertoire der Frau, die sich ab Ende November mit vier vorsichtigen Gigs in Deutschland präsentiert. Auch wenn ihr Album musikalisch keine Akzente setzt, wird es sicher die Discotheken beschallen - zukünftig nicht nur in Dänemark. Und Überraschungen kann man im Laufe einer durchtanzten Nacht schließlich auch anderswo suchen.