Ein neues Geheimprojekt von Blurs Frontmann und Chefdenker Damon Albarn? Nein, es sind Menomena aus Portland, die auf ihrem vierten Album "Mines" ein gehöriges Prog-Symphonie-Fass aufmachen. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Die erste Assoziation kommt aber nicht von ungefähr: Das Stimmtimbre im Opener "Queen Black Acid", leicht gepresst am Rande des eigenen Gesangsbereichs, könnte auch Herr Albarn fabriziert haben. Musikalisch sind Menomena zudem gar nicht weit von seinen aktuelleren musikalischen Vorlieben entfernt. Noch eine Referenz gefällig? Mit einigem Stolz darf sich das Trio als die "erklärte Lieblingsband von Lambchop-Chef Kurt Wagner" bezeichnen.
Genauer betrachtet sind Menomena drei Songwriter an Bass, Gitarre und Schlagzeug, die zudem dutzende andere Gerätschaften bedienen und dadurch trotz der schmalen Rocktrio-Besetzung eine opulente Orchestrierung herbeizaubern. Zu finden sind Anleihen beim 70er-Jahre-Prog-Rock, modernen Denkerbands wie Flaming Lips und Broken Social Scene. Und eine sehr kleine Portion tief trötenden Bar-Jazzes, an den sich ja heute sonst keiner mehr rantraut. Für Pop ist das natürlich zu sperrig, aber in diesem weiterentwickelten Bereich des Post-Rocks, jenseits von Konservatorium und Cliquenbildung, geht momentan ja ohnehin eine ganze Menge an neuerlichen Entdeckungen.
Wo andere verkopfte Klangbastler wie Sonic Youth im Zweifel die Harke auspacken und sich in triefendes Feedback hüllen, suchen Danny Seim und Kollegen lieber in höfischen Folk-Gefilden Halt und legen zur Sicherheit noch einen vertrackt groovenden Rhythmus drüber. Und dann klingt wieder der Albarn-Soundalike durch. Eine Entdeckerplatte, die mehrere Hördurchgänge braucht, bis alle Songs so entspannt-lässig reingehen wie das repetitiv-quietschende "Bote", das sich mit dumpfem Saxofon und schreiend-hohen Gitarren zum Finale aufbäumt.