Der Mann mit der Mundharmonika, Vol. 2 [Bonus Track]

Mehr als eine halbe Million Einheiten gingen von Michael Hirtes Debüt, das innerhalb einer Woche produziert wurde, über den Ladentisch - doch es war wohl mehr seine Geschichte als seine Musik, die sich verkaufte. Die Geschichte des schwerbehinderten, arbeitslosen Straßenmusikanten, der Dieter Bohlen mit seiner Mundharmonika zu Tränen rührte und mit "Ave Maria" ins weihnachtlich-gestimmte Herz der RTL-Zuschauer traf. Doch reicht die Sentimentalität des Publikums auch für den zweiten Anlauf?

Musikalisch ist der Nachfolgeplatte nämlich das Gleiche vorzuwerfen wie dem Vorgänger: Hirte beherrscht die Mundharmonika, jedoch längst nicht meisterlich. Das markante Tremolo, das den nachgespielten Liedern wohl mehr Gefühl verleihen soll, wirkt auf Dauer überzogen, teilweise sogar einfach nur schief. Hauptproblem bleiben allerdings die schmalzigen Arrangements im Hintergrund: Wenn Hirte "Moon River" anstimmt, erscheint vor dem inneren Auge nicht Audrey Hepburn, sondern ein schlecht gekleideter Alleinunterhalter am Keyboard. Das Thema aus "Winnetou" versetzt einen nicht in den Wilden Westen, sondern höchstens in einen kitschig dekorierten Partykeller. Und dass "Mama" bei Hirtes Klängen bis zum ihr gewidmeten Ständchen auf der zweiten Hälfte der CD überhaupt mithört, darf bezweifelt werden.