Wie eine gute Popplatte mit Eighties-Querverweisen zu klingen hat, zeigen momentan die britischen Youngsters White Lies, die ihr Debüt immerhin so geschickt zusammenzimmerten, dass es sofort an die Spitze der britischen Charts stürmte. Was das mit Moke zu tun hat? Schon ein bisschen was, denn Moke sind gewissermaßen das Gegenteil: Die Einflüsse beider Bands ähneln sich, jeweils darf man eine Zuneigung zum Düsterpop der 80er-Jahre unterstellen. Doch wo White Lies zielsicher Hit um Hit einspielten, und das nach gerade mal sechs Monaten Band-Existenz, quälen sich die holländisch-irischen Moke auf ihrem Debüt "Shorland" durch einen Sumpf aus Langeweile und uninspiriertem Gitarrengeschrabbel, dem nur zwei, drei Unterbrechungen gegönnt werden. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Das getragene "Emigration Song" mit seiner Gesangsliniengrandezza und das bereits vorab veröffentlichte "Here Comes The Summer", ein angemessen sinistrer Popsong, funktionieren. Sie überraschen nicht, sind aber sauberes Kunsthandwerk. Wären Moke Maler, wären diese Stücke Berghütten vor einem Alpenpanorama. Hübsch anzuschauen, ordentlich proportioniert und bei Ebay für 25 Euro zu haben. Der Rest der Songs wären, um in der Kunst zu bleiben, eher verunglückte Tierstudien. Vielleicht Rehe mit eigentümlich verzogener Perspektive, vielleicht klumpige Vögel, alles vor dem gleichen Hintergrund. Zu nennen wären da etwa der sich irgendwo im Stromgitarrenüberfluss verheddernde Opener "This Plan", das plakativ-pathetische "Rule The World" oder der öde Riffrock in "We Dance". Das Traurige: Die Stimme von Frontmann Felix Maginn trägt eigentlich alles. Aber die einfallslosen Melodien und die belanglosen Texte, die kein Klischee auslassen, brav "tonight" auf "alright" und "late" auf "wait" reimen, nerven auf Dauer schon arg. Dass in wirklich jeder Pressemitteilung der Plattenfirma steht, dass Paul Weller die total gerne mag, ändert daran herzlich wenig.