Die Zeiten, in denen Mudvayne dem Hörer unerhört riskante Töne vor den Latz knallten, sind längst vorbei. "L.D. 50" war ein wichtiger Anstoß für die Metal-Szene zu Beginn des neuen Jahrtausends. Schrittweise ging es danach Richtung Radiotauglichkeit. Hits wie "Happy?" folgten, die Vergleiche mit Slipknot rissen nicht ab; sie waren Fluch und Segen zugleich. Mit ihrem selbst betitelten fünften Album balancieren die Herren aus Peoria, Illinois, nun auf dem dünnen Seil, welches die Liebe zur Progressivität mit Majorlabel-Erwartungen verbindet. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Vor einem Jahr erst erschien "The New Game", der Nachfolger wurde damals bereits angekündigt. Anknüpfen und weiterfahren, so die Devise. Weiter in die Vergangenheit, welche den ehemaligen Maskenträgern ihren Ruhm einbrachte. Reibungspunkte beherrschen das Bild: Einer ersten Single mit Chancen auf ordentlich Airplay ("Scream With Me") steht ein zerfahren-zorniges "I Can't Wait" gegenüber. "All Talk" ist ein zahmer, routiniert verfasster Alternative-Rocker, "Beautiful And Strange" dagegen lässt sich nur schwer einfangen. Allerdings darf das stählerne Gewitter zunächst einmal Schadensersatz für die nervige, einleitende Geräuschkulisse leisten. Mit "Dead Inside" schließlich, einem akustischen Klampfensong mit einlullendem Refrain und Nirvana-Spirit, hat man sich den Überraschungsmoment für den Schluss aufgespart.
Die Rhythmusfraktion um Ryan Martinie, dessen Bass bei der Produktion wieder eine verdiente Extraportion Beachtung bekam, und Matthew McDonough (Schlagzeug) ist herausragend. In der Gesamtleistung jedoch folgen sich Licht und Schatten auf Schritt und Tritt. Gerade noch begeistert hingehört, jetzt schon schulterzuckend abgewandt. Egal, zum Zeitvertreib gibt es eine "LED-Schwarzlichtlampe in Keychain-Größe", die der Erstauflage von "Mudvayne" beiliegt. Denn das Cover ist so einfach nicht zu erkennen: Erst unterm Schwarzlicht zeigt es sein wahres Gesicht.