Mit ihrem fünften Album "Resistance" etablieren sich Muse endgültig als Rockmonster im Stile der Supergroups aus den Siebzigern. Kein Sound ist groß genug, keine Geste zu theatralisch, kein stilistischer Verweis zu abwegig, um das Universum des Trios zu füllen, welches es erwiesenermaßen schafft, zwei Abende hintereinander das Wembley-Stadion auszuverkaufen. Ähnlich den sperrigen Kollegen von Radiohead kann man Muse schon fast nicht mehr musikalisch betrachten, sondern muss sie als Phänomen begreifen. Als Phänomen einer großen schweigenden Emo-Glamrock-Mehrheit, die sich wahrscheinlich tatsächlich nichts sehnlicher wünscht als eine dreiteilige Rocksymphonie mit dem Namen "Exogenesis". ~ Eric Leimann (teleschau) aufklappen »
Muse sind eine Band, die man nur innerhalb ihres eigenen Universums bewerten kann und deren Fans sich auch jegliche Außenreferenz-Huberei verbitten würden. Schade eigentlich, denn hier wird kreativ geklaut, was das Zeug hält. Ob es die alte Liebe Queen ist, der man mit einem Song wie "United States Of Eurasia" ein weiteres Denkmal setzt, oder ob man in Depeche-Mode-Gewässern fischt, wie beim Opener "Uprising" oder "Undisclosed Desire" - immer lassen sich beim fünften Muse-Album bei aller Finesse des diesmal sehr elektrischen Edelsounds einflussreiche Vorbilder heraushören. "Resistance" ist das erste Album der britischen Schulfreunde, das die Band ohne Produzent in Eigenregie aufnahm. Musiziert wurde am Comer See, wo Sänger und Mastermind Matt Bellamy mittlerweile lebt - einer italienischen Verlobten geschuldet.
Bellamy selbst sagt, dass die Befreiung der Band vom Produzenten dazu führte, das "Epische" und "Opernhafte" - immer schon Teil der Idee Muse - noch mehr zu betonen, weil frühere Produzenten der Band stets als Korrektiv in Richtung Rock fungierten. Befreit von derlei Formatierung brachte dieser Umstand nun auch die dreiteilige Symphonie "Exogenesis" mit den Sätzen "Overture", "Cross Pollination" und "Redemption" hervor, die überraschenderweise das vielleicht beste "Stück" des neuen Werkes ist. Nach den Vorgängern "Absolution" (2003) und "Black Holes And Revelation (2006)" ist "Resistance" ein weiterer Schritt der Band, eine ehemals gefühlte Nähe zum Alternative Rock hinter sich zu lassen. Oder anders ausgedrückt: Muse machen opernhafte Musik für Menschen, die keine Opern mögen.
Muse auf Deutschland-Tournee
28.10., Hamburg, Color Line Arena
29.10., Berlin, O2 World
16.11., Köln, Lanxess Arena
20.11., München, Olympiahalle