Die ersten paar Sekunden von "Neon" nehmen einen sanft an die Hand. Ruhige Keyboard-Klänge streicheln die Ohren. Dann bricht eine Welle aus Muskeln & Melancholie über den Hörer herein. "No one can save me tonight" singt jemand. Verzweifelte Atemgeräusche. Aber keine Angst. Negative lassen ihre Anhängerschaft nicht untergehen. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Sie tragen ihr musikalisches Talent vorsichtig mit sich herum. Ist ja auch wertvoll. So wertvoll, dass es nach Amerika verschifft wurde. Los Angeles ist der Aufnahmeort des fünften Studioalbums, A&R-Mann Jeff Blue (Linkin Park) passte auf die finnischen Lieblinge auf, Jimmy Westerlund produzierte. In einem Fernsehinterview gab Sänger Jonne Aaron zu Protokoll, dass der ganze Prozess internationaler gewesen sei. Besonders in ihrer Heimat schweben sie mit ihrer Mischung aus Glam und Düsterrock leichtfüßig über das tiefe Wasser des Musikbusiness. Jetzt ist neues Land in Sicht. Allerdings nur, was die Verkaufszahlen anbelangt.
Denn die fortschreitende Eroberung erfolgt mit bewährten Mitteln. "Blood On Blood" ist kein Bon-Jovi-Cover, folgt jedoch gleichsam dem Wegweiser der Sentimentalitäten, für den Negative eigentlich viel zu jung sind. "Kiss Of Hope" macht den Dramatik-Leistungskurs durch, "Since You've Been Gone" - auch hier: kein Cover - drückt das ansonsten zu oft vernachlässigte Gaspedal durch. Und mit potenziellen Hits wie "End Of The Line" sowie obligatorischen Kuschel-Gelegenheiten kann nichts anbrennen, auch wenn Neonlichter und Kerzen gefährlich nahe beieinanderstehen.
"We have all seen the start, and we will all see the end. But what happens in between is all that matters, my friend". Das Zwischendrin wird aufgefüllt mit Schmerz und Erinnerung, Liebe und Leid. Wobei auch im Leid ein wohliges Zuhause gefunden wird. Stichwort HIM. Text und Musik auf "Neon" verharren in einer Alltäglichkeit und dem ständigen Versuch, dieser zu entfliehen. Vielleicht sprechen sie gerade deswegen einem breiten Publikum aus dem Herzen.