Die Propagandamaschine des Erwachsenenrocks wird ja nicht müde zu betonen, welch verlässliche Größe einer wie Neil Young im schnelllebigen Musikbusiness sei. Dabei gibt es unter den großen, befähigten Songwritern in Wahrheit wohl keinen zweiten, der so oft komplett daneben griff wie der rüstige Kanadier. Wenn man sich bei Neil Young auf etwas verlassen kann, dann, dass er spätestens jedes zweite Jahr mit neuen Songs ums Eck kommt. Gelingen? Zunehmend Glückssache, so scheint's auch hier: Mit den zehn Roots-Rock-Weisen des ziellos rumpelnden "Fork In The Road" dürfte der zähe Knochen nur solche ergiebigen Fans erreichen, denen der bloße Geruch des Handgemachten beim Plattenkauf genügt. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
"Off The Road", "Hit The Road", "Fork In The Road": Neil Young kennt auf seinem neuen Album ungefähr ein Thema. Konzeptalbum könnte man das nennen, wenn's hier nicht einem blöden Witz gleichkäme. Doch Youngs schon öfter mal ins Seichte driftende Lyrik fiele gar nicht so arg ins Gewicht, ginge sie nicht mit einer musikalischen Zumutung einher. Es rumpelt und scheppert seltsam unmotiviert zu den abgenudeltsten Topoi der Americana. Wem es den Humor bei dem unerträglich abgeschmackten Riff von "When Worlds Collide" nicht gleich eingangs verschlagen hat, der darf bei "Cough Up The Bucks" immerhin schmunzeln, wenn der Schutzpatron der Landstraße ein paar Takte in Crossover-Manier sprechsingt.
Ja, das Leben in den nordamerikanischen Weiten ist zäh und hart, und Young lehrt die Ehrfurcht davor, bis einen der klumpfüßige titelgebende Blues nicht vor annähernd sechs quälend langen Minuten aus dem Album entlässt. Immerhin: Das sehnsüchtige "Off The Road" und die schmachtende Countrynummer "Light A Candle" mit Slide-Gitarre polieren das fürchterliche Gesamtbild ein wenig auf.
Das Desaster abwenden können diese zarten Lichtblicke aber ebenso wenig wie das naive, indes hübsche "Just Singing A Song". "Fork In The Road", um dieses komische Bild mal zu deuten, ist wie eine Mistgabel, die vom Trekker gefallen ist und nun unnütz und krumm auf der Landstraße rumliegt. Vielleicht sollte Neil Young entgegen der Macht der Gewohnheit einfach mal so lange warten, bis ihm gehaltvollere Sujets einfallen.