Middle Cyclone

Denn in endlosen, staubigen Weiten des Country(-Pop) ist Neko Case nicht recht zu verorten. Auch wenn ihre Vergangenheit und Titel wie "Prison Girls" auf einen dreckigen Hinterhofschuppen, in dem Outlaws wie Johnny Cash und Willie Nelson abhängen, als musikalische Heimat hinweisen könnten, vor allem ihre Stimme lässt andere Orte vor dem geistigen Auge auftauchen. Stets auf absoluten Schönklang ausgerichtet, reist Neko Case mit ihrem glockenklaren und durchdringenden Organ von der kleinen, sauber polierten Nashville-Bühne fast bis zur großen Las-Vegas-Show. Und je nachdem wer die Augen schließt, mag bei ihr eine stimmliche Verwandtschaft zu Country-Legende Patsy Cline oder Indie-Pop-Darling Jenny Lewis erkennen.

Weder weiblicher Outlaw, noch Redneck-Queen, aber auch im Feld des sogenannten Alternative-Country findet Neko Case keine wirkliche Heimat. Vielmehr beweist die Sängerin eine Nähe zu Pop und Popgeschmack. Beim fröhlichen Twang von "People Got A Lotta Nerve" taucht kurz "Maneater" von Nelly Furtado auf, übersetzt den üppigen Schmalz des Sparks-Klassikers "Never Turn Your Back On Mother Earth" in wohl tempierten Country-Gospelpop. Und selbst auf Folk-Gitarre reduzierte Songs wie "Vengeance Is Sleeping" wirken eher aufgeräumt als auf- oder anrührend.

Auch in seiner Gesamtheit wirkt "Middle Cyclone" immer eine Spur zu (pop)geschmackssicher und nur diesbezüglich absolut entschieden. Richtig packend ist das allerdings nicht.