Die große Kunst, mit der Nice Nice auf sich aufmerksam machen, ist die Erzeugung und Verformung elektronischer Loops in Echtzeit, auf den ansonsten meist von DJs besetzten Podien dieser Welt. Zuletzt brachte das Duo aus Portland seine verwirrende, schleppend-krachende Liveperformance in Deutschland bei Feierlichkeiten des Warp-Labels im Berliner Berghain unter die Leute. Nun folgt also das unausweichliche Debütalbum namens "Extra Wow", bei dem der Sound zwischen Trommeln, Sequencer-Geschraube und sich aufbäumenden Krautrock-Kulissen zwar immer noch einnehmend-spontan erscheint, aber eben ohne das echte Live-Feeling auskommen muss. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
So treffen dann psychedelische Entgleisungen aus den Anfangstagen von Pink Floyd auf grummelnde Dub-Patterns, abgerundet von stets wiederkehrenden Einwürfen aus dem Krautrock- und Electronic-Bereich. Eine ausgezeichnete Visitenkarte von Jason Buehler und Mark Shirazi, die mal mit Gitarren angefangen haben und diese, wie auch den elektrischen Bass nach wie vor in ihren vornehmlich instrumentalen Klang-Kunstwerken unterzubringen wissen. In "Everything Falling Apart" gibt es allerdings auch ein paar Stimmen, die wie aus der Zeit der Beatmusik hinauskopiert wirken und irgendwo im Hintergrund des Songs in sanfte Hysterie verfallen.
Eine eigenartig-selbstbewusste Mischung, die das Duo hier über 13 Tracks originell durchhält und nur leicht ironisch "post-everything modern music" nennt. Für verwöhnte Krautrocker-Ohren wahrscheinlich zu kratzig und hektisch, für Noiserocker mit Elektronik-Interesse dann wiederum zu psychedelisch und verfranst. Aber letztendlich haben sich Nice Nice damit ziemlich hübsch eine eigene Identität geschaffen, die live und auf der Bühne die Musikinteressierten aus allen Sparten glücklich zu einem hüpfenden Pulk vereinen wird.