Kanadas Megaseller in Sachen Rock sind zurück. Nickelback haben sich von billigen Grunge-Kopisten zu den Ikonen des Nu-Rocks entwickelt, verkaufen mehr Platten als hundert kredible Indie-Rock-Bands zusammen. Das wird selbstredend auch mit ihrem sechsten Album "Dark Horse" nicht anders sein, das von John "Mutt" Lange produziert wurde, der schon AC/DC, Def Leppard und Foreigner zu einigen ihrer in Stein gemeißelten Meisterwerke verholfen hat. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Natürlich klingt der von Lange zusammengebastelte Sound einfach grandios, sein von Gott gegebenes Talent, Rockmusik satt, frisch, druckvoll und doch in keinster Weise zu aufdringlich klingen zu lassen, ist einfach grandios. Da passen Nickelback als Klienten wie der Deckel auf den viel gerühmten Topf.
Herr Lange versteht es, das Quentchen Groove und die pointierten Melodiepassagen, die die Kanadier immer wieder motiviert abfeuern, zu bündeln und demokratisch über die gesamte Länge von "Dark Horse" zu verteilen. Schließlich müssen die weniger von der Muse geküssten Momente kaschiert werden, eine bei Nickelback nunmehr zum sechsten Male auftretende Tatsache. Kein Album der Band war durchgehend gut, neben bornierten Airplay-Singles, scheintoten Reißbrett-Balladen und krakeligen Übungskeller-Riffings blieben summa summarum gerade mal eine Handvoll guter Songs übrig.
Das ist bei "Dark Horse" freilich nicht anders, tolle Produktion hin oder her. Wer sich tapfer durch die unerträglich plakativen, fürs Radio geklonten "Gotta Be Somebody" und "Never Gonna Be Alone" gekämpft, dem ultrablassen DSDS-Sound-Alike "I'd Come For You" standgehalten und das nach Schülerband klingende "This Afternoon" ohne Blessuren verdaut hat, darf sich mit der guten Seite des dunklen Pferdchens belohnen lassen.
Da haben sich Chad Kroeger und seine Mannen nämlich für ihre Verhältnisse richtig Mühe gegeben, "Something In Your Mouth" haut dir mit seiner Riesenpranke auf die Schulter und schleift dich auf die Tanzfläche, "Burn It To The Ground" verspricht ebendies, die Band klingt hier bis in die Haarspitzen optimal justiert - wie Galeerensklaven, denen von Einheizer Mutt eingepeitscht wurde, um den goldenen Moment zu finden, in dem einfach alles passt. "Shakin' Hands" poltert verschmitzt vor sich hin und erinnert an Bon Jovis gute Seiten von vor über 20 Jahren. Sogar ein wenig vertrackt darf es beim "S.E.X." zugehen, yeah, Nickelback trauen sich was!
Unterm Strich werden die Fans mit dem neuen Opus mehr als zufrieden sein; die ewigen Hasser der selbstbewussten Vier dürften wohl weiterhin ihre Schmach über dem Quartett ausschütten. Bleibt also alles beim Alten.